Donnerstag, 27. Juni 2019

Ungerechtigkeit im Namen des Volkes - Ingo Lenßen

Da ich Ingo Lenßen noch aus nachmittäglichen Gerichtssendungen kannte, hatte mich das Buch sehr interessiert. Außerdem habe ich mehrere Jahre in der Gerichtsberichterstattung gearbeitet – Juristerei ist mir also nicht völlig fremd und dadurch ist mir auch das Gefühl, Urteile absolut nicht nachvollziehen zu können, bestens bekannt. Über den Inhalt des Buchs ist nicht viel zu sagen: zig aneinandergereihte Fälle, deren Urteile Ingo Lenßen für den Leser, also in der Hauptsache wohl juristische Laien, erläutert. Die meisten Urteile sind nicht leicht nachzuvollziehen, viele davon nicht einmal für ihn selbst. Entweder sind sie zu hart oder zu mild, vor allem, wenn es sich um Urteile nach Jugendstrafrecht handelt.

Der Stil, in dem das Buch geschrieben ist, ist sehr nüchtern, praktisch „Juristendeutsch“, das, was der Jurist unter „Urteilsform“ versteht: Fall – Erläuterung – Schlussfolgerung. Genauso ist das Buch aufgebaut, und das ist sicher nicht jedermanns Sache. Ich mag es gerne, daher las sich für mich das Buch auch sehr flüssig. Aber in sich ist das Buch nichts Ganzes und nichts Halbes: es ist kein Ratgeber, kein Sachbuch, kein Roman und kein Fachbuch. Es ist eine Aneinanderreihung juristischer Fälle samt (Fehl-) Urteilen und die dazugehörige Einschätzung eines Volljuristen mit jahrzehntelanger Erfahrung. Nicht mehr und nicht weniger.

Für mich war es sehr interessant und es ließ mich mit einem sehr unbehaglichen Gefühl zurück: Recht haben – Recht bekommen und Rechtsprechung haben nicht unbedingt viel miteinander zu tun.

4 Sterne

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