Donnerstag, 17. Oktober 2019

Feinde des Sports - Hajo Seppelt

Da ich die Reportagen von Hajo Seppelt im Fernsehen verfolge, brachte mir das Buch so gut wie keine neuen Erkenntnisse. Die meisten Recherche-Ergebnisse kannte ich ohnehin schon. Dennoch liest sich das Buch irgendwie wie ein ziemlich spannender Krimi, allerdings ohne Schluss-Akkord. Denn es gäbe für dieses Dilemma, in dem sich der Leistungssport befindet, nur eine Lösung: er muss sauber werden. Und das wird er nicht. Zu groß sind die Interessen aller: die der Sportler, der Trainer, der Funktionäre und der Regierungen der Staaten, unterstützt von denen, die sie eigentlich kontrollieren sollten und natürlich von Ärzten, Chemikern und anderen, die das alles ermöglichen. Die Geschichte des Dopings wird also jeden Tag weitergeschrieben und es ist kein Ende in Sicht. So viel ist aus Hajo Seppelts Buch herauszulesen.

Das Buch ist keine Gesellschaftskritik (höchstens zwischen den Zeilen), sondern eine Auflistung der Recherche-Arbeit, die Seppelt und sein Team über die Jahre geleistet haben, samt Ergebnissen. Oft führten die Nachforschungen zu Sperren oder Verurteilungen, aber oft hatten sie auch keine Konsequenzen. Das Buch an sich ist auch ein guter Überblick über das Doping an sich: die verschiedenen Formen des Dopings (von Blutdoping bis zum Cocktail aus Wachstumshormonen und Steroiden), die Sportler, die des Dopings überführt wurden und in welchen Ländern und Sportarten es gehäuft vorkommt. Es ist ein Buch, das unglaublich viele Namen nennt, Fakten darlegt, die Ergebnisse aus vielen Jahren Recherche. Nicht mehr und nicht weniger.

Mich als Hobby-Sportler, der Leichtathletik sonst mit großem Interesse verfolgt, lässt das Buch mit einem unbehaglichen Gefühl zurück. Jeder neue Rekord ist in Frage zu stellen, irgendwie schürt das Buch einen Generalverdacht für alle, die erfolgreich sind. Ob zu Recht, muss jeder Leser selbst wissen. Für mich hatte der Sport hat seinen Charakter schon lange vorher verloren, seine Spannung und den Wettkampf-Geist. Höher, weiter, schneller, oder wie Eliud Kipchonge, der am 12.10.2019 als erster Sportler den Marathon unter 2 Stunden lief sagte: „No human is limited.“ [sic] also: für den Menschen gibt es keine Grenzen.

Meisterwerk ist das Buch keines, weder sprachlich noch inhaltlich, der Autor ist kein Schriftsteller, sondern Journalist. Aber es ist ein guter Fakten-Überblick und bekommt deshalb von mir klare und ungedopte 4 Punkte.

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