Selten habe ich einen Thriller gelesen, der für mich so schleppend in Fahrt kam wie „Feuerland“ von Pascal Engman. Und nicht nur einmal habe ich überlegt, das Buch einfach ungelesen beiseite zu legen. Die verschiedenen Handlungsstränge, die der Autor spinnt, fand ich zuerst äußerst unspannend und sie hatten auch anfangs überhaupt nichts miteinander zu tun. Zunächst ein Überfall auf einen Uhrenladen in Schweden, dann eine Menge Privatleben der Menschen, die später tragende Rollen einnehmen werden (und von denen jeder sein eigenes Päckchen zu tragen hat), dann verschwinden zwei Geschäftsmänner und zu guter Letzt findet auch eine Klinik für illegale Organtransplantationen ihren Platz in der Geschichte. Mehr möchte ich zur Geschichte an sich gar nicht sagen, um nicht zu spoilern.
Jeder Handlungsstrang für sich hätte, ordentlich aufgebaut und ausgearbeitet, Stoff für einen bodenständigen und guten Thriller geboten. So aber packt der Autor so viel in sein Buch und auf die nicht ganz 500 Seiten, dass es dem Leser bei so viel Inhalt beim Lesen beinahe schwindelig wird. Und er den Faden zu verlieren droht. Nicht nur einmal musste ich zurückblättern und neu ansetzen, weil mir bei der Hektik und Rasanz der Geschichte irgendwas entgangen ist, wobei ich dann manchmal feststellen musste, dass der Fehler nicht bei mir lag, sondern dem Autor die Logik abhanden gekommen ist. Der Autor schafft es nicht, jedem Thema gerecht zu werden und daher gelingt es ihm auch nicht, ein wirklich gutes Buch daraus zu machen. Insgesamt konzentriert er sich auf zu viele verschiedene Dinge und meiner Meinung nach setzt er die Prioritäten nicht immer richtig.
Auch die Charaktere konnten mich nur mäßig begeistern. Zwar hat jede Person ihre eigenen Probleme und Schwächen, aber alles in allem sind alle sehr begabt, fast genial und überbordend in ihrer Kompetenz. So genial, dass es nicht nur manchmal unrealistisch ist, sondern schlicht nervt. Sei es nun Vanessa, die suspendierte Ermittlerin mit dem Alkoholproblem oder Nicholas, der traumatisierte ehemalige Soldat mit dem PTBS und der autistischen Schwester – die Fälle haben nur auf sie und ihre Genialität gewartet. Ich leider nicht. Auch die Übersetzung, vor allem die Wortwahl, fand ich manchmal nicht ganz stimmig.
Etwa nach dem ersten Drittel nimmt das Buch dann doch etwas Fahrt auf und ab und zu wird aus dem eher drögen Dahingeplätschere eine spannende Geschichte. Da war ich dann froh, drangeblieben zu sein, auch wenn das Buch mich nicht nachhaltig beeindrucken konnte. Die Idee, die Handlung in Schweden und in Chile spielen zu lassen, fand ich gut, der Rest ist etwas, das man schon unzählige Male gelesen hat. Mängel bei der Logik, unsympathische Hauptcharaktere und eine komplett überladene Geschichte ließen nur bedingt Lese-Vergnügen aufkommen. Von mir für die spannenden Abschnitte und die gute Idee aber drei Sterne.
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