Freitag, 4. September 2020

Patient Null - Daniel Kalla

Daniel Kalla, Autor von „Patient Null“, weiß, wovon er schreibt. Er ist selbst studierter Mediziner und ausgebildeter Notarzt. Sein Thriller ist daher erschreckend realistisch, fachlich einwandfrei – und dazu auch noch packend und gut geschrieben.

Aber von vorn. In Italien wird eine baufällige Abtei abgerissen und noch während die Bauarbeiten in Gange sind, werden Menschen krank. Schwer krank. Todkrank. Sie haben die Pest. Alana Vaughn der Expertin für Infektionskrankheiten bei der NATO, der italienische Arzt Nico Oliva versuchen, der Seuche mithilfe des WHO-Epidemiologien Byron Menke und der Zoologin Justine Williams Herr zu werden. Eines ist von Anfang an klar: wie vor Hunderten von Jahren wird auch hier die Krankheit durch Rattenflöhe verursacht. Und wie damals ist sie tödlich, denn der aktuelle Pest-Stamm yersinia pestis orientalis scheint gegen Antibiotika teilweise resistent zu sein. Und die Krankheit breitet sich schnell aus. Und nach und nach wird klar, dass jemand ganz gezielt die Erreger „verteilt“.

Vor allem wegen der aktuellen Corona-Pandemie ist dieses Buch mehr als nur ein Medizin-Thriller. Er zeigt auch die psychologische Komponente (wenn auch nicht allzu vertieft) einer solchen Krankheitswelle. Waren es damals die Juden, die für die Pest verantwortlich gemacht wurden, so sind es heute Muslime, die in den Augen „besorgter Bürger“ die Schuld tragen. Kommt mir sehr bekannt vor, dieses Szenario.

Die Charaktere fand ich allesamt sehr gut gezeichnet, die Schauplätze sind ebenfalls anschaulich beschrieben und ich konnte ich mir alles ziemlich gut vorstellen. Die Geschichte an sich ist erschreckend realistisch und aktuell, sehr spannend und gut geschrieben. Durch die Verflechtung des Jetzt-Handlungsstranges mit Tagebüchern von der Pestepidemie im 14. Jahrhundert am selben Ort schafft der Autor eine ganz spezielle Atmosphäre – man fühlt sich als Leser in beiden Zeitebenen ein bisschen zuhause.

Mich hat das Buch von der ersten Zeile an gefesselt, wie schon seinerzeit „Outbreak“ oder „Toxin“ von Robin Cook oder natürlich „Die Pest“ von Albert Camus. Von mir eine absolute Lese-Empfehlung und 5 Sterne.

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