Dienstag, 16. August 2022

Ostseekreuz - Eva Almstädt

 „Ostseekreuz“ von Eva Almstädt ist bereits der 17. Fall der Serie um Kommissarin Pia Korittki und es war mein erstes Buch der Autorin. Daher war es für mich zuerst ein bisschen schwierig, mich in den Krimi einzulesen, der nahtlos an den Vorgängerband „Ostseefalle“ anschließt. Aber Eva Almstädt schaffte es, alle fürs Verständnis notwendigen Kenntnisse in die Handlung einzubauen. Dadurch entstehen für Kenner der Serie vermutlich ein paar Längen, für mich waren die wiederaufgewärmten Erklärungen aber wirklich wichtig. Und insgesamt fand ich das Buch gelungen und eine lohnende Urlaubslektüre.

Aber von vorn.

Pia Korittki ist jüngst (also im 16. Teil der Serie) ihrem Entführer Albrecht Lohse entkommen. Äußerlich hat sie die traumatischen Erlebnisse ihrer Entführung unbeschadet überstanden, aber psychisch nicht ganz. Nachdem sie am Fundort einer Leiche einen gänzlich Unbeteiligten körperlich angegangen ist, sieht auch sie die Notwendigkeit einer Auszeit. Eine kurze Verschnaufpause in einem nahegelegenen Kloster Naumar bietet sich an – nicht weit weg von ihrem Sohn Felix, den sie bei seinem Vater und dessen neuer Familie untergebracht hat. Dort wähnt sie ihn sicher vor ihrem Entführer, vermisst ihn aber sehr. Das Kloster bietet Auszeiten vom Alltag mit Arbeit, geistlicher Unterstützung und verschiedenen Kursen an, was außer Pia auch noch andere Gäste in Anspruch nehmen. Und während ihr Freund Marten Unruh die Jagd nach ihrem Entführer fortsetzt, findet schon am zweiten Tag ihres Aufenthalts der Novize Noah Bruder Zacharias, den Cellerar des Klosters, tot in einer Kirchenbank. Kurz darauf verschwindet einer der Gäste. Pia, die unter falscher Identität im Kloster ist, ist eigentlich an den Ermittlungen gar nicht beteiligt. So ganz kann sie sich aber nicht raushalten. Sie unterstützt die Polizei bei ihren Nachforschungen und plötzlich überschlagen sich die Ereignisse.

Kloster-Krimis kennt man spätestens seit „Der Name der Rose“. Undercover-Polizisten in Klöstern sind auch nichts Neues. Aber irgendwie stimmt trotz des bewährten Musters bei dem Buch fast alles. Gut, ob der Prior tatsächlich Philipp heißen muss, wie der Prior in Ken Folletts „Die Säulen der Erde“, sei dahingestellt. Auch sonst finde ich die Charaktere ein bisschen stereotyp, wenn auch stimmig, ausgearbeitet. Die Umgebung (das Buch spielt in der Region Lübeck) passt ebenfalls und auch die Atmosphäre, die die Autorin schildert, ist greifbar. Vor allem fand ich den psychologischen Aspekt des Krimis interessant. Die abgeschlossene, leicht klaustrophobische Gemeinschaft hinter Klostermauern (nach kurzer Zeit wird die Pforte abgeschlossen und nur noch „bekannte“ Personen dürfen aufs Gelände), eine begrenzte Gruppe von Menschen, von denen jeder ein Täter sein könnte und mittendrin eine traumatisierte Polizistin, die eigentlich nur ihre Ruhe haben möchte, dann aber unterstützend agiert. Zwar finde ich, dass in der Beziehung manches etwas oberflächlich abgehandelt wird, aber alles in allem für einen Krimi recht gut. 

Sprachlich fand ich das Buch bodenständig und gut zu lesen. Bei der Spannung im Buch sieht es für mich anders aus. Die Beschreibungen von Martens Jagd nach Pias Entführer Lohse waren für mich unnahbar und steril. In diesen parallel zur Hauptgeschichte verlaufenden Passagen kam für mich kaum Spannung auf, was den Spannungsbogen zu einem stetigen Auf und Ab machte. Allerdings finde ich das Buch thematisch ein Bisschen überladen und dadurch ein wenig durcheinander. Mord, eine seltsame Reliquie und dann noch parallel der komplette zweite Handlungsstrang mit der Jagd nach dem Entführer – das ist für mich ein bisschen zu viel des Guten. Der Schluss passt, kam für meinen Geschmack aber ein bisschen überstürzt und ist ein wirklicher Schluss. Heißt: er bietet keinen Cliffhanger, fast so, als wollte die Autorin einen echten Schlusspunkt setzen.

Mir hat das Buch trotz ein paar Längen gefallen, ich würde sagen, er ist ideale unterhaltsame Urlaubslektüre. Von mir daher vier Sterne.


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