Montag, 27. August 2018

Whisky mit Mord - Melinda Mullet

Als ihr geliebter Onkel und Ersatzvater Ben stirbt, hinterlässt er der Fotojournalistin Abigail Logan außer seinen Liegenschaften und dem Vermögen auch eine Whiskybrennerei in Schottland. Abigail hat weder einen Bezug zu Schottland noch zu Whisky, tritt das Erbe aber an und reist mit ihrem Freund und Kollegen Patrick (einem Whisky- und Wein-Kenner und Liebhaber) ins abgelegene Balfour.
Willkommen ist sie weder im Dorf noch in der Brennerei. Noch in London erhält sie Drohungen, die Brennerei wurde mehrfach sabotiert und auch nach ihrer Ankunft bei Abbey Glen reißen die Unglücke nicht ab. Die Kauf-Interessenten stehen Schlange und Abi ringt mit dem Gedanken, die Brennerei einfach zu verkaufen, aber spätestens als ein junger Mitarbeiter tot im Gärbottich gefunden wird, ist Abis Interesse an der ganzen Geschichte geweckt. Und spätestens als dann auch noch die Mälzscheune abbrennt, hatte mich als Leser die Geschichte dann auch gepackt.
Da ich mich mit Whisky ebenso wenig auskannte, wie die Protagonistin, habe ich alle Erklärungen zur Materie sehr interessiert gelesen und kann jetzt mit Fug und Recht sagen: ja, ich kann Single Malt (Originaltitel des Buchs ist „Single Malt Murder“) von Blended unterscheiden und weiß, wieso Whisky mal torfiger schmeckt und mal runtergeht wie Öl.
Die aufkeimende Liebelei zwischen Abi und ihrem Angestellten Grant McEwen läuft so nebenher, ebenso wie manche Geschichtchen im Ort, Dorfleben in Schottland ist wohl ähnlich wie Dorfleben überall – Tratsch und Gerüchte, aber auch tatsächliche Fakten wild gemischt.
Insgesamt habe ich das Buch wirklich sehr gerne gelesen. Der Schluss hat mich völlig überrascht, Die Hauptcharaktere sind sympathisch und authentisch. Der Schreibstil ist flüssig und birgt Wortwitz, was wohl zum Teil auch auf das Können der Übersetzerin zurückzuführen ist.
Auch hatte ich in einer Rezension des Originals gelesen, dass ursprünglich Fehler enthalten waren (im Original heißt Martin Ferguson wohl Furgurson, das wurde wohl in der Übersetzung verbessert, da Furgurson kein schottischer Name ist; und tatsächlich ist das Band, mit dem die Polizei Tatorte absperrt in Schottland blau-weiß und nicht wie in den USA gelb-schwarz).
Aber dennoch: der Krimi hat unheimlich viel Lokalkolorit. Wer Schottland kennt, wird an vielen Stellen nicken und sagen: „Genau, so ist es!“ und wer nicht, wird nicken und sagen: „Ja, da könnte ich mal hinfahren.“ Denn Lust auf Schottland macht das Buch auf jeden Fall, ob nun mit oder ohne Whisky, am besten ohne Mord, aber unbedingt mit urigen Schotten.

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