Sonntag, 2. Februar 2020

Codex 632. Wer war Christoph Kolumbus - J. R. Dos Santos

Nachdem ich „Vaticanum“ von J.R. Dos Santos gelesen hatte, habe ich mich sehr auf „Codex 632 – Wer war Christoph Kolumbus“ gefreut. Und ich wurde nicht enttäuscht. Wieso die Bücher der Reihe um den Historiker Tomás Noronha in Deutschland allerdings in anderer Reihenfolge erscheinen, als im Original, ist mir nicht ersichtlich, aber ist im Endeffekt auch egal. Vor allem, wenn man wie ich kein Interesse am Privatleben von Tomás Noronha hat und diese Stellen eher quer liest.

Das Buch ist für mich eine gekonnt umgesetzte Mischung aus historischem Sachbuch und Roman. Krimi ist es allerdings absolut keiner, eher ein geschichtlicher Wissenschaftsroman für’s Volk, gespickt mit (für mich) zu viel Privatleben der Hauptperson und ein paar Krimi-Aspekten. Diese wilde Mischung macht aber auch die Faszination aus, die das Buch praktisch von der ersten Seite an auf mich ausgeübt hat.

Zum Inhalt kann man nicht viel sagen. Oder, wie ein ehemaliger Dozent von mir sagte: Jede Geschichte ist schon einmal erzählt worden, nur die Blickwinkeln sind verschieden. Und der Blickwinkel, aus dem dieses Buchs die Person Christoph Kolumbus behandelt, ist die Frage, ob die Italiener ihn für sich beanspruchen „dürfen“, oder die Portugiesen. War er nun ein ungebildeter Seidenweber aus Genua, der viel Glück hatte oder ein intellektueller Seemann und Navigator? Ein bisschen Verschwörung hier, ein bisschen Durcheinander da, dazwischen ganz viel Mystik, Mythen, Mauscheleien – und fertig ist ein durchaus gut zu lesender Geschichts-Krimi mit Querverweisen auf Umberto Eco, Michel Foucault, Exkursen zum Judentum und Simon Wiesenthal, was mich alles zum Weiterlesen anregte.

Auch die Lektüre des vorliegenden Buchs war durchaus kurzweilig und zeitweise sogar spannend, vor allem, weil die „Jagd“ nach der Lösung der Rätsel, die der zu Anfang des Buchs verstorbene Historiker Martinho Toscano hinterlassen hat, zum Teil packend geschrieben ist. Das in dem Buch reichlich beschriebene Privatgeplänkel um den Historiker Noronha hätte ich allerdings nicht gebraucht, das sorgt zum Teil für unnötige Längen. Aber das ist in dem Fall eben das Gesetz der Serie, schließlich ist das Buch ein Teil einer Reihe. Das Buch ist, wie ich es von J.R. Dos Santos erwartet habe, sauber recherchiert und hat mich auch sprachlich angesprochen. Ich mag seine journalistisch angehauchte Schreibe mit der ausgewogenen Mischung aus reißerischen und deskriptiven Elementen.

Einzig eine wirklich holprig übersetzte Stelle fiel mir auf:

„Ich wüsste gerne Ihre Meinung dazu.“

- „So, würden Sie das?“

Da ist das „würde“ ganz sicher nicht richtig.

In seinem Nachwort erklärt J.R. Dos Santos seine Herangehensweise an da Buch – bleibt allerdings eher vage. Vieles, was er in seinem Buch schreibt, ist historisch belegt, anderes nicht. Was bleibt ist ein ja-nein-vielleicht -Gefühl, aber das Buch hat mich gut unterhalten, daher von mir 4 Sterne.

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