Mittwoch, 29. April 2020

Der Todgeweihte - Gabriella Ullberg Westin

Nach „Der Schmetterling“ und „Der Läufer“ ist „Der Todgeweihte“ der dritte Band aus Gabriella Ullberg Westins Serie um den schwedischen Ermittler Johan Rokka. Ich habe alle drei Bücher gelesen, alle drei sind sehr lesenswert, aber man kann ohne Verständnisprobleme auch nur einen Teil der Serie lesen. Und zugegebenermaßen steigerte sich die Autorin mit jedem Buch, „Der Todgeweihte“ ist bislang der beste und spannendste ihrer Krimis.

Wie die anderen Rokka-Bücher fängt auch dieses mit einem Paukenschlag an: mitten auf dem Marktplatz von Hudiksvall wird ein junger Mann erschossen. Seine Freundin wird aus der Entfernung Zeugin der Tat und der Täter schießt auch auf sie – sie überlebt schwerverletzt. Parallel zu diesem Handlungsstrang verschwindet in einem zweiten Louise, die Frau von Rokkas Cousin Frank, spurlos. Sie arbeitet für eine Biometrie-Hightech-Firma und wird vermisst, als sie zu einem Termin in Shanghai nicht erscheint. Und auch ihre Tochter Silje, eine gewitzte Fünfjährige, die Rokka vergöttert, ist ein Teil der Handlung.

Mehr möchte ich zur Handlung gar nicht verraten, das würde zu viel der enormen Spannung kaputtmachen und das wäre wirklich schade. Thematisch spielt die Autorin neben den typischen Krimi-Elementen Gewalt und Mord auch die Karten High-Tech, Industriespionage, Erpressung und Missbrauch aus, eine bedrückende Mischung. Schön fand ich, dass Johan Rokka nicht nur, wie in den ersten beiden Büchern, ein harter Ermittler ist, sondern auch eine überraschend weiche Seite hat, die in seinem Verhältnis zu Silje ganz deutlich wird.

Das Buch ist, wie auch die Vorgänger, sehr gut und flüssig zu lesen, wenn man sich erst einmal an die schwedischen Namen gewöhnt hat. Die Sprache an sich ist einfach und alltagsnah, leider sind ab und an mal Fehler in der Übersetzung zu finden. Der Spannungsbogen wird anfangs durch Einschübe unterbrochen, vor allem, wenn Rokka mit Silje oder mit seiner Kollegin und Freundin Janna Weissmann zusammen ist. Allerdings ändert sich das, als auch die Geschichte rund um das kleine Mädchen spannend zu werden beginnt – dann lässt die Autorin dem Leser kaum mehr Verschnaufpausen.

Im Vergleich zu den beiden vorigen Bänden ist in diesem noch mehr Privates rund um Johan Rokka verarbeitet. Seine Beziehung, seine Freundschaften und natürlich seine familiären Verhältnisse, denn nicht nur sein Cousin und dessen Familie spielen eine Rolle, nach 15 Jahren Funkstille taucht auch sein Bruder Daniel wieder in seinem Leben auf. Anfangs scheinen die verschiedenen Handlungsstränge nichts miteinander zu tun zu haben. Aber im Lauf der Geschichte zeigen sich Zusammenhänge, denn die Autorin schafft es, die Stränge gekonnt und geschickt zu verflechten und alles in einem furiosen Finale zu zeitweise fast unerträglicher Spannung gipfeln zu lassen.

Der Krimi ist flüssig und in alltagsnaher Sprache, zeitweise Umgangssprache geschrieben, Kraftausdrücke sind selten aber durchaus vorhanden. Und ein paar holprige Übersetzungen, was aber der Lesefreude keinen Abbruch tut. Eine absolute und uneingeschränkte Lese-Empfehlung. 5 Sterne.

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