Montag, 11. Mai 2020

Gefürchtet - Dean Koontz

Jane Hawk ist wieder unterwegs. Nein, immer noch. Denn „Gefürchtet“ ist der dritte Band in Dean Koontz‘ Reihe um die ehemalige FBI-Agentin. Nach „Suizid“ und „Gehetzt“ geht es nahtlos weiter in Janes Kampf gegen die Arkadier, eine Geheimorganisation, die versucht, die Menschheit mittels einer Biotec-Waffe teils zu unterwerfen, teils zu eliminieren. Auch dieses Mal beschreibt Koontz die Jagd aus verschiedenen Blickwinkeln – aus der Sicht der Gejagten, von Jane und aus der Sicht von Jägern auf der Seite der Arkadier.

Und in diesem Band passiert außer den Dingen, die auch in den ersten beiden Teilen passiert sind (Menschen werden gejagt, eingefangen und ihnen wird das Serum injiziert, das sie zu willenlosen Marionetten der Arkadier macht, Verfolgungsjagden, Folter und so weiter) das, was Jane schon lange befürchtet hat: ihr fünfjähriger Sohn Travis gelang in den Focus der Arkadier. Wie bei den beiden Vorgängern startet die Geschichte rasant und sehr spannend und wie bei den beiden vorangegangenen Bänden wird es zur Mitte hin eher langatmig und fast langweilig. Vielleicht hätte der Autor sich etwas kürzer fassen können, das Buch ist sehr umfangreich und ein paar Seiten weniger hätten ihm nicht geschadet. Der Schluss ist (leider) wieder offen, der vierte Teil der Serie erscheint Ende des Jahres.

Und auch sonst ist nicht viel zu dem Buch zu sagen, was ich nicht schon zu „Gejagt“ gesagt habe: es ist spannend und brutal, die Charaktere sind sehr gut und präzise beschrieben und sind sehr authentisch, ob nun sympathisch oder unsympathisch – Koontz zeichnet da sehr klare und deutliche Bilder. Auch die Landschaft und die Atmosphäre schildert er in allen Einzelheiten und schafft damit eine zum Teil sehr bedrückende und spannungsgeladene Stimmung. Jedes einzelne Kapitel endet mit einem Cliffhanger und das folgende verfolgt einen anderen Handlungsstrang, eine enorm clevere Methode, zum Teil sehr große Spannung zu erzeugen – zum Teil verleitet es aber zum Querlesen, wenn man unbedingt den einen Handlungsstrang weiterverfolgen möchte.

Querlesen ist bei dem Buch aufgrund der Länge auch sehr verlockend, allerdings verliert man leicht den Faden und kann zurückblättern – ja, ging mir auch so. Sprachlich ist das Buch irgendwo zwischen Umgangssprache und derbe angesiedelt. Kraftausdrücke finden sich zu Hauf, was zwar authentisch ist, zum Teil aber auch störend.

Also alles in allem ist das Buch spannend und verstörend, vor allem da im Moment Verschwörungstheoretiker Hochkonjunktur haben. Die werden sich vermutlich durch das Buch leider bestätigt sehen. Der Nicht-Verschwörungstheoretiker bleibt da eher verstört und bedrückt zurück, denn nichts in dem Buch ist unmöglich. Höchstens die Genialität mit der Jane Hawk vorgeht und ihre scheinbar unendlichen Möglichkeiten (sie hat ständig Zugriff auf Waffen, Geld, Autos usw.) sind etwas unrealistisch und manchmal nervt ihre Brillanz etwas, sie ist einfach zu gut, um realistisch zu sein. Für Spannung und die bedrückende Aktualität der Geschichte von mir 4 Punkte.

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