Montag, 11. Mai 2020

Zimmer 19 - Marc Raabe

Erst einmal vorneweg: „Zimmer 19“ war mein erstes Buch von Marc Raabe und tatsächlich fehlte mir manchmal ein bisschen Hintergrundwissen. Vor allem über seine Hauptfigur, den Berliner LKA-Beamten Tom Babylon, der sich selbst oft an den Fall aus dem Vorgänger „Schlüssel 17“ erinnert. Aber auch ohne die Vorkenntnisse findet man sich schnell und problemlos in die Geschichte ein, denn der rasanten Spannung kann man sich praktisch nicht entziehen.

Die Geschichte beginnt auf der Berlinale. Statt des Animationsfilms wird dort allerdings sehr zum Entsetzen der Zuschauer ein Snuff-Film mit einer jungen Frau in der Hauptrolle gezeigt. Nach kurzer Recherche stellen Tom Babylon und sein Team fest, dass der Film echt ist. Die junge Frau ist die Tochter des Bürgermeisters – und sie wird vermisst. Tom beginnt zu ermitteln, ihm steht die Psychologin Sita Johanns zur Seite und zusammen versuchen sie in perfektem Zusammenspiel das Rätsel des Films und noch dazu das Verschwinden mehrerer Mädchen aufzuklären.

Mehrere Handlungsstränge in Vergangenheit und Gegenwart verflechten sich im Laufe der Geschichte. Sitas eigene Geschichte und auch Toms Vergangenheit (seine Schwester verschwand vor 20 Jahren) spielen dabei ebenso eine Rolle wie die tatsächliche Geschichte der DDR samt Stasi und dem Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen, denn die Stasi-Vergangenheit einiger Charaktere spielt eine entscheidende Rolle. Fiktion trifft da auf Fakten und die Kombination gelingt dem Autor hervorragend.

Die Geschichte ist gut durchdacht und hat eine klare Linie, zwar ist einiges ein bisschen sehr konstruiert und manchmal auch ein bisschen weit hergeholt, was der Spannung aber zu keiner Zeit einen Abbruch tut. Die Zahl 19 spielt eine immer wiederkehrende Rolle, ebenso alle möglichen offenen Rechnungen. Die Charaktere sind hervorragend und sehr deutlich beschrieben, sympathische ebenso wie sehr unangenehme Zeitgenossen. Und auch die Schauplätze kann man sich gut vorstellen, die Atmosphäre des Buchs pendelt zwischen entspannt (zum Beispiel Tom zusammen mit seinem kleinen Sohn Phil) und enorm bedrückend, zum Beispiel bei der Beschreibung von Sitas Vergangenheit.

Spannung ist von der ersten Seite an vorhanden und der Spannungsbogen ist bis zur letzten Seite fast konstant hoch. Langeweile kommt nie auf, wenn, dann gönnt der Autor seinen Leser:innen höchstens ab und zu mal eine kurze Verschnaufpause. Seine Sprache ist schlicht und alltagsnah, das Buch ist flüssig geschrieben und hervorragend zu lesen. Der Schluss ist logisch und schlüssig – ein Hintertürchen für einen dritten Band der Reihe lässt sich Marc Raabe mit einem kleinen Cliffhanger offen (der aber nichts mit dem Kriminalfall an sich zu tun hat, dieser findet seinen Abschluss).

Für mich der erste Babylon, aber nicht der letzte. Das Buch hat mir eindeutig Lust auf mehr gemacht und daher von mir 5 Punkte und eine klare Lese-Empfehlung.

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