Samstag, 2. Mai 2020

Birgit ungeschminkt - Birgit Schrowange

Erst einmal vorweg: das Buch fängt richtig gut an. Lustig, persönlich und mit einer großen Portion Gesellschaftskritik. Birgit Schrowange schreibt in „Birgit ungeschminkt“ über ihr Leben, Beziehungen, ihren Sohn, ihre Mutter und über vieles, was ihrer Ansicht nach in der Gesellschaft schief läuft. Zum Beispiel, dass es kein Problem ist, als älterer oder alter Mann eine sehr junge Frau zu finden, wohingegen ältere Frauen es schwerer haben, gleichalterige, geschweige denn jüngere Männer zu finden. Ihre abwertende und diskriminierende Wortwahl „Scheintoter“ bei der Beschreibung eines etwa 80-Jährigen missfällt mir allerdings ebenso wie die Bezeichnung als „Greis“.

Sie schreibt über Cellulite, Plastik-Busen und Gleichberechtigung in der Partnerschaft und das Recht auf Selbstverwirklichung für Frauen. Alles wahr, richtig und gut geschrieben. Allerdings schießt sie dann etwas übers Ziel hinaus und verwandelt ihr Buch in einen Ratgeber für Frauen. Nette Idee, kommt aber in der Hauptsache über den Informationswert einer Zeitschrift beim Frisör nicht hinaus. Allein die Liste der Einsparmöglichkeiten im Alltag („Wer braucht schon Coffee to go?“) hat sicher jeder schon unzählige Male genauso gesehen, wobei ich hier auch den Hinweis auf ein Vergleichsportal ebenso als (Schleich)Werbung werte wie ihre Hinweise auf die Modekette, deren Botschafterin sie ist.

In der Folge schildert sie über mehrere Kapitel die Vorteile eines ETF-Sparplans und wie man es schafft, dass „Geld Junge bekommt“. Ja, Altersarmut ist weiblich, auch das ist bekannt. Aber in Aktien oder Sparpläne zu investieren ist schlicht nicht jedem möglich. Vielleicht sind Frauen ja tatsächlich die besseren Anleger – aber man muss auch was zum Anlegen haben und ich weiß nicht, ob Birgit Schrowange eine Kapazität in der Finanzberatung ist. Aber schön, sie hat mal übersichtlich zusammengefasst, was man sich sonst eventuell in vielen Broschüren selbst zusammensuchen müsste.

Alles in allem ist das Buch die durchaus lesenswerte Rückschau auf 40 Jahre Fernsehen und ein paar mehr Jahre Leben. Eine ehrliche Beschreibung von Höhen und Tiefen, unglaublichem Ehrgeiz, großem Selbstbewusstsein und großem Erfolg. Birgit Schrowange schreibt wie ihr der Schnabel gewachsen ist, locker aus der Hüfte und hält mit nichts hinter dem Berg – ungeschminkt halt. Eine arke Frau, ein nicht ganz so starkes Buch, das sich leider als Finanzratgeber verzettelt. Von mir 3 Sterne.

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