Montag, 20. Juli 2020

Beute - Deon Meyer

Eines vorweg: bei dem Buch "Beute" von Deon Meyer handelt es sich bereits um den 6. Teil einer Reihe. Ich habe die vorherigen Bände nicht gelesen, hatte aber in der Beziehung mit dem Buch keine Verständnisprobleme, alles wirklich Wichtige wird dem Leser im Lauf der Geschichte erklärt.

In anderer Beziehung hatte ich mit dem Buch allerdings sehr große Probleme. Ich fand schlicht keinen Zugang dazu. Allerdings lese ich Bücher normalerweise immer bis zum Ende, also auch dieses. Ich muss aber sagen, dass es sich insofern gelohnt hat, als dass die Handlung gegen Schluss Fahrt aufnimmt und die Geschichte dann tatsächlich spannend wird.

Erzählt wird die Geschichte in zwei Handlungssträngen: der 34jährige ehemalige Polizist Johnson Johnson kommt in einem Luxuszug zu Tode, als er als Personenschützer eine 90jährige Niederländerin auf der Reise von Kapstadt nach Pretoria begleitet. Verdächtig schnell wird sein Tod als Selbstmord deklariert. Der zweite Handlungsstrang spielt in Frankreich. Hier lebt der gebürtige Südafrikaner Daniel Darret unter falschem Namen ein unauffälliges Leben. Aber auf ihn wartet eine große Aufgabe: er soll den südafrikanischen Präsidenten töten.

Ich muss sagen, dieser zweite Handlungsstrang konnte mich wirklich fesseln, er verwandelt sich sehr schnell in einen packenden (Agenten-) Thriller. Die Handlung in Südafrika plätschert dürftig vor sich hin und ist in der Hauptsache durch verworrene Strukturen innerhalb der Ermittlungsbehörden, ein bisschen Politisches, Privates der Ermittler Vaughn Cupido und Bennie Griessel und etwas tatsächlicher Ermittlungsarbeit geprägt. Durch die Wechsel zwischen den beiden Strängen verlor ich hier aber immer mal wieder den Faden. Deshalb war das Buch in sich für mich wie eine Achterbahnfahrt aus einer sehr spannenden, und schlüssigen Geschichte, die immer wieder durch „Ausflüge“ nach Südafrika unterbrochen wurde. Dieser Handlungsstrang nimmt erst gegen Ende ebenfalls Fahrt auf, alles gipfelt dann in einem fast überstürzt anmutenden Schluss, als hätte der Autor dann selbst schnell zum Ende kommen und alle losen Enden verknüpfen wollen, was ihm nur bedingt gelingt.

Sprachlich war das Buch für mich ebenfalls nicht unbedingt angenehm zu lesen. Das lag nicht an den vielen aus dem Afrikaans übernommenen Begriffen, die kursiv abgesetzt waren, vielmehr störten die zum Teil sehr holprig konstruierten Sätze meinen Lesefluss enorm. („Das docket besteht aus dünner, billiger Pappe in einem hellbraunen Farbton, der oft verächtlich mit dem übel riechenden Nebenprodukt von Babys verglichen wird.“ – ich gehe hier davon aus, dass der Autor den Inhalt einer vollen Windel meint, das ist aber ganz sicher kein Nebenprodukt eines Babys.). Außerdem häufen sich Fehler in Logik, Rechtschreibung und Zeichensetzung.

Die Vielzahl an Charakteren machte das Buch für mich ziemlich unübersichtlich, da sie mit Ausnahme von Daniel mich zu platt und ungreifbar sind. Er ist sehr deutlich beschrieben und daher bekam ich zu ihm am meisten Zugang und konnte ich mit ihm mitfiebern. Über die beiden Ermittler in Südafrika erfährt man das zwar Notwendigste, zu ihnen bekam ich aber trotzdem keinerlei Zugang und der komplette Handlungsstrang war für mich das ganz Buch über nur (zum Teil störendes) Beiwerk.

Alles in allem fand ich das Buch sehr enttäuschend, phasenweise musste ich mich durchquälen und im Endeffekt war ich froh, am Schluss angekommen zu sein. Sowohl die politische Landschaft, als auch die geografische und die beiden eher untypischen Ermittler hätten im „Südafrika-Strang“ wesentlich mehr hergegeben. Der „Frankreich-Strang“ war hingegen hervorragend, bot alles, was ein Thriller haben muss. Stünde er alleine, hätte das Buch von mir 5 Sterne bekommen, dafür hat es sich nämlich gelohnt, das Buch zu lesen. So bekommt es leider nur 3 und ist allerhöchstens für Fans empfehlenswert oder für Leute, die grundsätzlich alle Teile einer Serie lesen.

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