„Kunst und Verbrechen“ von Stefan Koldehoff und Tobias Timm ist ein interessantes Buch, sowohl über die Welt der Kunst, als auch über die Welt der Kunstfälschung und der Kunstdiebstähle. Was treibt Menschen an, Kunst zu stehlen, zu fälschen und gefälschte Kunst zu verkaufen und zu kaufen? Das Autorenduo geht diesen Fragen anhand von Beispielen nach.
Museumsdiebstähle (der Raub zweier Gemälde aus dem Munch-Museum in Oslo 2004, der Diebstahl der Mona Lisa Anfang des 20. Jahrhunderts oder der der 100-kg-Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum 2017) nennen die Verfasser ebenso, wie bekannte Fälschungen von Gemälden, Büchern oder Drucken und das Problem mit gefälschten Provenienzen. Insgesamt ist das Buch sehr facetten- und detailreich, manchmal spannend wie ein Krimi geschrieben, manchmal etwas trocken und spröde. Eine gute Mischung aus Hintergrundwissen und „true crime“-Geschichten.
Alles in allem scheint der Kunstmarkt zwar integer zu sein, aber schwarze Schafe gibt es immer. Natürlich sind letztere wesentlich interessanter für die breite Öffentlichkeit. Der Wert von Kunstwerken wird dadurch bestimmt, was jemand bereit ist, für sie zu bezahlen – und das sind teilweise unfassbar hohe Summen (250 Millionen Dollar für Paul Cézannes „Die Kartenspieler“, 300 Millionen Dollar für Paul Gauguins Bild „Nafea Faa Ipoipo“ (auf Deutsch: Wann heiratest du?) oder 450 Millionen Dollar für das Leonardo da Vinci zugeschriebene Christusbild „Salvator Mundi“, obwohl bei letzterem die Echtheit bis heute nicht bestätigt ist). Kritisch beleuchtet wird von den Autoren nicht nur die Räuber- und Fälscherseite im Kunsthandel, sondern selbstverständlich auch die Rolle der Auftraggeber, seien dies nun Diktatoren oder neureiche Industrielle, wobei man am Verdacht der Geldwäsche in diesem Zusammenhang nicht vorbeikommt.
Stilistisch ist das Buch trotz der eher journalistisch-deskriptiven Schreibe gut und flüssig zu lesen, es ist sauber und gründlich recherchiert und die Aufbereitung des Themas ist den Autoren sehr gut gelungen. Natürlich kommt man bei einem Buch dieser Art nicht ohne Fachbegriffe aus, daher ist es vermutlich eher für den interessierten und vorgebildeten Leser gedacht und geeignet. Ohne gewisse Vorkenntnisse (oder den Willen, selbst Fachbegriffe und „Insiderwissen“ zu recherchieren) wird man an diesem Buch wenig Freude haben. Da ich in der Oberstufe einen sehr guten Kunstlehrer hatte, sind mir die meisten Begriffe geläufig gewesen, ebenso hatte er damals schon mein Interesse an Kunst geweckt. Daher fand ich das Buch extrem interessant, teils sogar spannend und auf jeden Fall lesenswert. Von mir 5 Sterne.
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