Dienstag, 23. Februar 2021

Madame Curie und die Kraft zu träumen - Susanna Leonard

Der Name Marie Curie ist sicher fast jedem geläufig, auch wenn man sich weder in Physik noch in Chemie übermäßig gut auskennt. Wer sich aber genauer hinter dem Namen verbirgt und welche Geschichte mit dem Namen verknüpft ist, wissen vermutlich nur wenige. Diese Wissenslücke will Susanna Leonard mit dem biografischen Roman „Madame Curie und die Kraft zu träumen“ füllen. Und das gelingt ihr meiner Meinung nach ganz hervorragend.

Eingeteilt in drei große Zeitebenen, nimmt die 59-jährige Marie Curie im „Jetzt“ 1926, kurz vor der Hochzeit ihrer Tochter Irène, ihre Zuhörer:innen (Bekannte, Bewunderer und ihre beiden Töchter) durch Erzählungen mit auf eine Reise durch ihr Leben. Diese Erzählungen handeln von ihrer Kindheit und Jugend in Polen und ihrer Studien- und Forschungszeit in Paris.

Geboren als Maria Salomea Skłodowska im russisch besetzten Polen, kämpfte sie schon früh gegen Vorurteile und Benachteiligungen. Einerseits hatte sie als Polin schlechtere Chancen in der Gesellschaft, und als Mädchen gleich gar. Trotzdem schaffte sie es, ihre Schulzeit mit Bestnoten zu beenden, sich privat mithilfe der „Fliegenden Universität“ weiterzubilden und mit dem Geld, das sie als Hauslehrerin verdiente, ihrer Schwester Bronia ein Studium an der Pariser Sorbonne zu ermöglichen. Sich selbst erfüllte sie den Traum vom Studium (in vielen Ländern durften Frauen bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts nicht studieren, oft nicht einmal Abitur machen) erst ab 1891, nachdem sich auch die Heirat mit dem Sohn ihrer Arbeitgeber zerschlagen hatte. In Paris zeigte sich, wie ehrgeizig, wissbegierig, neugierig und schlicht begabt Sklodowska war. Sie lernte den Lehrer und Physiker Pierre Curie kennen und lieben – der Rest ist vermutlich hinlänglich bekannt. Gemeinsam gewannen sie 1903 zusammen mit Henri Becquerel den Nobelpreis für Physik, sie bekam 1911 den Nobelpreis für Chemie und widmete ihn ihrem 1905 an den Folgen eines Verkehrsunfalls verstorbenen Mann.

Marie Curie war ihrer Zeit in vielem voraus: sie studierte, als noch wenige Frauen studierten; sie forschte als eine der ersten (auf sehr hohem wissenschaftlichen Niveau); sie gewann als erste Frau den Nobelpreis und als einzige zweimal, noch dazu in zwei verschiedenen Fächern. Eine zu ihrer Zeit eher unbesungene Heldin und Vorreiterin, Wegbereiterin, Koryphäe und ein großes Vorbild vor allem für Studentinnen. Heute sieht das anders aus: sie ist bekannt, berühmt und eventuell auch berüchtigt. Im Buch wird sie als ehrgeizige Forscherin dargestellt, der die Wissenschaft über alles geht. Sie weiß schon früh, wie gefährlich die radioaktive Strahlung der von ihr und ihrem Mann entdeckten Elemente Radium und Polonium ist (den Begriff Radioaktivität verwendeten die beiden als erste), nimmt aber die Risiken in Kauf. Sie selbst stirbt an den Folgen der Strahlung, was aus den Mitarbeitern wird, die sich dem Risiko ebenso ausgesetzt haben, wird nicht erwähnt. Aber Marie Curie hatte wohl noch eine andere, eine herzliche und menschliche Seite, ein solides Gegengewicht zu ihrem Ehrgeiz und ihrem Forschungsdrang. Die große Liebe zu ihrem Mann und ihren Töchtern und die enge Verbundenheit mit ihrem Vater und den Geschwistern, gingen mir beim Lesen ans Herz.

Für mich war das Buch eine Bereicherung und eine Freude, es zu lesen. Leider enthält es mehrere Fehler, sowohl orthografische, als auch logische. Dennoch finde ich, dass die Autorin eine gute Möglichkeit gefunden hat, ihrem Publikum den Menschen Marie Curie näherzubringen. Das Buch ist flüssig geschrieben und leicht zu lesen. Die wissenschaftlichen Aspekte überwiegen nie, sie sind gerade so wenig vertreten, wie der Lesefluss verträgt, aber so viel, dass der interessierte Leser Anregung zur weiteren Recherche erhält. Für mich eine runde Sache, ein Stern Abzug wegen der zahlreichen Fehler, daher vergebe ich 4 Sterne.

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