Dienstag, 5. Oktober 2021

Greenlights - Matthew McConaughey

„Greenlights oder die Kunst bergab zu rennen“ soll keine Autobiografie des Schauspielers und Oscar-Preisträgers Matthew McConaughey sein, eher ein Liebesbrief an das Leben, zusammengestellt aus seinen Tagebüchern der vergangenen 35 Jahre. So blickt er auf die bislang 50 Jahre seines Lebens zurück, mit allen Höhen und Tiefen. Herausgekommen ist ein Buch, das man durchaus lesen kann, aber meiner Meinung nach nicht unbedingt gelesen haben muss. Ohne den Schriftsteller Matthew McConaughey kann ich ganz gut leben und, wie ich bei der Durchsicht seiner Filmografie bemerkt habe, ohne den Schauspieler auch. Dennoch hat mich das Buch sehr interessiert, schlicht, weil ich gerne Lebenserinnerungen von anderen lese.

Wirklich beeindruckt hat mich die Geschichte des Schauspielers allerdings nicht. Vor allem die Beschreibung seiner Kindheit voller häuslicher Gewalt und größeren und kleineren Gaunereien hat mich eher abgestoßen. Wie kann er locker aus der Hüfte darüber schreiben, dass sein Vater seiner Mutter viermal den Mittelfinger gebrochen hat (seine Eltern hatten einander dreimal geheiratet und sich zweimal voneinander scheiden lassen)? Schläge in der Familie waren nicht selten, die Mutter brach dem Vater mit dem Telefonhörer die Nase und der Vater verprügelte ihn einmal, bis sein Hintern blutete. Schön, dass er selbst das als Mittel dazu sah, ein echter Mann zu werden und Resilienz zu lernen „und wie man Konsequenzen und Verantwortung trägt, ich lernte, hart zu arbeiten.“, aber ich hoffe inständig, dass er es bei seinen drei Kindern anders macht.

In seinem „Drachentöter-Training“ plante er, jede Nacht um Mitternacht schlafende Kühe umzuschubsen. Als jemand, der direkt neben wild lebenden Rindern wohnt, kann ich da nur den Kopf schütteln, und ich habe mich insgeheim gefreut, dass ihm einer der Bullen einen Kopfstoß und eine Gehirnerschütterung verpasst hat. Er schreibt außerdem mit zu viel über Alkohol, Drogen, feuchte Träume und Onanie und darüber, wie es ist, in einer Familie aufzuwachsen, in der man „keinen Ärger bekam, weil man ein Verbrechen begangen hatte, sondern weil man sich hatte erwischen lassen.“ Im Endeffekt landet er in jedem der acht großen Kapitel bei Binsenweisheiten, Kalendersprüchen, Autoaufklebern und manchmal (aber für mich zu selten) bei echten Lebensweisheiten. Geistige Ergüsse gepaart mit eher körperlichen Ergüssen. Beispiele gefällig? „Die beste Art zu lehren ist die Art, die am ehesten verstanden wird“ – das kann ich so unterschreiben. Ebenso „Ich bin gut in dem was ich liebe – ich liebe nicht alles, worin ich gut bin“. „Weißt du erstmal, dass es schwarz ist, ist es nur noch halb so dunkel“ – das verwirrt mich eher.

Sprachlich fand ich das Buch ganz nett, irgendwo zwischen leicht und seicht, mit ein paar wenigen inhaltlichen und sprachlichen Lichtblicken. Die Gedichte, die eingeflochten sind, fand ich eher uninspirierend und banal. Matthew McConaughey ist sicher ein begabter Schauspieler und ein intelligenter, reflektierter und nachdenklicher Mensch, der es im Leben trotz einiger Schwierigkeiten durch sehr viel Glück und harte Arbeit zu etwas gebracht hat. Sein „Liebesbrief an das Leben“ konnte mich aber nur mäßig erreichen und da seine Gedankengänge in der Hauptsache nicht wirklich neu sind, wird mir das Buch wohl nicht im Gedächtnis bleiben. Oder, um es mit seinen Worten zu sagen: „Es gibt einen Unterschied zwischen Kunst und Selbstausdruck

Alle Kunst IST Selbstausdruck.

Nicht aller Selbstausdruck ist Kunst.“ – und nicht jedes Buch ist Literatur und ganz sicher muss nicht jedes gelesen werden.

Von mir zwei Sterne.

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