Donnerstag, 21. Oktober 2021

Nach dem Fest ist vor dem Fest - Renate Bergmann (Torsten Rohde)

„Während man noch das Schleifenband aus den Bergen von Kartons und Geschenkpapier sammelt (Das ist doch noch gut! Das kann man prima aufbügeln!), macht man sich schon Gedanken um das nächste Fest.“ – konstatiert Renate Bergmann. Und damit man sich die Gedanken nicht selbst machen muss, hat sie sie sich in ihrem Buch „Nach dem Fest ist vor dem Fest“ für ihre Leserschaft gemacht und dabei 99 Tipps für ein entspanntes Weihnachten zusammengestellt.

Von aufgebügeltem Geschenkpapier und dem richtigen Termin für die Entsorgung des Tannenbaums (bevor die alte Krücke nadelt), hangelt sich die Internet-Omi durch das Planungs-Jahr. Von Anfang Januar bis kurz vors Fest gibt sie mehr oder weniger gute, und vor allem mehr oder weniger neue, Tipps für ein entspanntes Weihnachtsfest. In ihrer gewohnten Art rät sie so, sich frühzeitig Gedanken zu machen, wen man zusammen einladen kann und wen nicht, geschmacklose Geschenke fürs Schrottwichteln aufzuheben und rechtzeitig ein Hotelzimmer für die Gäste von auswärts zu besorgen.

Ob man nun aus der obersten Astgabel des alten Weihnachtsbaums einen Quirl für die Mehlschwitze schnitzen muss, kann ich nicht sagen. Und auch die Aussage, dass der Kräuterschnaps beim Verdauen hilft, könnte von meiner Oma kommen, die so mit meinem Onkel immerhin einen Alkoholiker großgezogen hat. Ebenso eher kritisch sehe ich den Tipp, den Arzttermin wegen des Zuckertests noch vor die Feiertage zu legen, denn „der nächste Termin ist dann erst im Frühjahr, wenn die Plätzchen aus dem Kreislauf sind.“ Und der Tipp, vorher zu kontrollieren, ob die richtige Schallplatte in der richtigen Hülle steckt, ist ebenso nicht mehr ganz zeitgemäß wie die abfällige Bemerkung über Prostituierte („man will ja nicht flimmern wie eine Dirne vom Gewerbe, nich wahr?“) oder, dass sich jeder über gehäkelte Topflappen oder selbstgestrickte Socken freut. Aber ich denke, die Leserschaft weiß, wie sie die Online-Oma und ihre Tipps zu nehmen hat.

Andere Kniffe finde ich hingegen sehr gut und sinnvoll. Die mehrfache Verwendung von Geschenkpapier oder, dass man das Eiweiß vom selbstgemachten Eierlikör für die Kokosmakronen verbrauchen kann und damit keinen Abfall hat. Und dank Frau Bergmann weiß ich jetzt auch, wann man am besten die Gans bestellt (und ein paar Keulen dazu), den Frisörtermin für die festliche Haarpracht macht und dass man älteren Leuten auf keinen Fall etwas aus der Apotheke schenken soll. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass Frau Bergmann mit einem absolut recht hat: „Wenn der Besuch da ist, gibt es eine eiserne Regel: Es wird nicht über Politik gesprochen! Das gehört sich nicht und gibt meist nur Ärger an der Kaffeetafel.“

Für mich war das neue Buch (eigentlich ist es ja nicht viel mehr als ein Büchlein) von Frau Bergmann (also von Torsten Rohde) wieder mal etwas zum Schmunzeln und verstehend Nicken und den einen oder anderen Tipp kann vielleicht sogar ein Weihnachtsmuffel wie ich gebrauchen. Daher bin ich mal auf der Suche nach Zigarrenasche zum Polieren des Silberbestecks und vergebe vier Sterne.

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