Montag, 20. Dezember 2021

Rache - Dean Koontz

(Techno-)Arkadier versklaven mithilfe von Nanobots die Menschen, es gibt wilde Jagden und eine absolut geniale Heldin mit Muttergefühlen, die scheinbar über unbegrenzte intellektuelle und finanzielle Mittel verfügt. Klingt das bekannt? Für die Leser von Dean Koontz‘ Jane-Hawk-Serie ganz sicher. Denn auch der vierte Teil „Rache“ unterscheidet sich allerhöchstens marginal von seinen Vorgängern. Und darin liegt für mich das Problem.

Aber von vorn. Oder auch nicht. Denn wer „Suizid“, „Gehetzt“ und „Gefürchtet“ aus der Reihe kennt, der kennt im Prinzip auch das neue Buch. Travis, Janes fünfjähriger Sohn ist dieses Mal im Visier der Arkadier. Ihn wollen sie als Köder benutzen, um seine Mutter endlich ausschalten zu können, denn schließlich ist sie die einzige, die ihr perfides Spiel, die Menschheit zu versklaven und zu kontrollieren, durchschaut hat. Das Buch schließt nahtlos an den Vorgängerteil an, diese sollte man aus Verständnisgründen auch wirklich vorher gelesen haben. Auch einige bislang lose Enden finden ihre Auflösung. Mehr kann ich aber nicht wirklich über die Handlung sagen. Denn sie bringt schlicht nichts wirklich Neues oder Überraschendes. Der Schluss ist stimmig, für mich aber trotzdem unbefriedigend. Und mich beschlich das Gefühl, dass sich Dean Koontz mit dem Buch keinen Gefallen getan hat. Denn vermutlich hatten viele Leser:innen wie ich damit gerechnet, dass das Buch die Serie zum Abschluss bringt. Stattdessen kocht der Autor praktisch alles, was in den drei Teilen vorher passiert ist, noch einmal nur in anderer Besetzung neu auf. Das mag bei Eintöpfen funktionieren – bei Thrillerserien klappt das nur sehr mäßig, hier wirkt es ein bisschen wie ein Verlegenheitswerk um die Serie noch ein wenig künstlich in die Länge zu ziehen, weil sie sich gut verkauft. Allerdings macht es das Buch nicht zu einem schlechten Werk, ich hatte nur irgendwie vorher andere Erwartungen.

Sprachlich fand ich das Buch wie immer sehr gut zu lesen, es ist rasant und gut erzählt, die oft sehr langen Sätze sind gut formuliert, allerdings ist die Sprache teilweise extrem vulgär. Es gibt eine Fülle an Charakteren, die meisten davon sehr klischeehaft beschrieben, aber durchaus passend und glaubwürdig. Die Bösen (allen voran Egon Gottfrey) sind abgrundtief böse, unsympathisch, gerissen, vulgär und sadistisch. Die Guten sind clever und schlicht gut. Ich habe mich sehr über das Wiedersehen mit Luther Tillman gefreut. Mein Highlight ist aber Cornell Jasperson, der zwar auch wirklich voller autistischer Klischees steckt, mir aber sehr ans Herz gewachsen ist.

Die Geschichte wechselt zwischen Erzählungen aus der Sicht von Jane, den Arkadiern und Travis ab, somit entsteht auf eine ganz besondere Weise eine hohe Geschwindigkeit, die vor allem gegen Ende die Spannung sehr hochtreibt. Aber vieles wiederholt sich für mich ein bisschen zu oft, vor allem das „nichts ist real“ ging mir zunehmend auf die Nerven. Und ich sehe Bücher, in denen Menschen durch injizierte Nanobots versklavt werden, aufgrund der aktuellen Diskussion um angebliche Chips in Covid-Impfstoffen einfach sehr kritisch.

Sei’s drum. Es ist beileibe kein schlechtes Buch, allerdings auch kein wirklich gutes. Von mir gibt es daher 3,5 Sterne, aufgerundet auf vier. Und man darf gespannt sein, ob Teil 5 die Serie dann wirklich zum Abschluss bringen wird.

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