Montag, 14. Februar 2022

Mrs. Potts' Mordclub und der tote Nachbar - Robert Thorogood

„»Mrs Potts, Marlow hat in den letzten sieben Jahren jedes Jahr die Auszeichnung ›Beste Blütenpracht‹ gewonnen. Und bei meinem letzten Einsatz dort hatte jemand die Polizei gerufen, weil zwei Schwäne die High Street hinunterspazierten und den Verkehr lahmgelegt hatten. Ich kann Ihnen versichern, in Marlow gibt es keine Auftragskiller.«“ – Spoiler: natürlich gibt es den. Denn er steht im Mittelpunkt von Robert Thorogoods Cosy Krimi „Mrs. Pott’s Mordclub und der tote Nachbar“.

Judith Potts ist eine ziemlich schrullige Dame Ende 70 und lebt allein in einem Herrenhaus an der Themse. Zu ihren Eigenheiten zählt es, dass sie abends eine Runde im Fluss schwimmt – nackt, wie Gott sie schuf. Bei einem dieser Ausflüge hört sie einen Schuss und schlussfolgert sofort, dass ihr Nachbar auf der anderen Fluss-Seite ermordet worden ist. Da die Polizei sich als wenig hilfreich erweist, beginnt sie selbst zu ermitteln, nach und nach wird sie von zwei weiteren Damen aus der Gemeinde Marlow unterstützt. Und dann wird noch ein Mensch getötet.

Woher kommt mir das Strickmuster denn bekannt vor? Eine alte Dame ermittelt in Kriminalfällen, sie ist schrullig und wird von der Polizei nicht wirklich ernst genommen? Ach ja, Miss Marple von Agatha Christie. Oder Agatha Raisin von M. C. Beaton. Na, da hat der Autor meiner Meinung nach ziemlich in fremden Büchern gewildert. Aber natürlich hat er seinen Charakteren einige Eigenheiten mitgegeben, die ganz nett zu lesen sind, in der Hauptsache bleiben die Figuren aber eher blass. Vor allem konnte Mrs. Potts bei mir nicht mit Sympathie punkten. Die Konstellation der doch sehr verschiedenen Frauen, die sich da zum Ermitteln zusammentun fand ich aber ziemlich apart.

Die Geschichte an sich fand ich eher belanglos, so was hat man tausendfach schon gelesen, der Schluss hat mich aber tatsächlich überrascht, auch wenn ich ihn nicht wirklich überzeugend finde. Die Sprache ist eher so altbacken, wie ich mir die 77jährige Mrs. Potts vorstelle. „Nachdem sie vor den Fernsehnachrichten ihr Abendessen eingenommen hatte“ fand ich befremdlich, aber durchaus stimmig und ein wenig charmant. Charmant ist auch das Setting in dem Dorf, das aber absolut auch an Agatha Raisin erinnert. Jeder kennt jeden, („Die Leute in Marlow waren solche Topfgucker!“) – ist in Kleinstädten/Dörfern halt so. Mich wundert da eher, dass sich Mrs. Potts darüber wundert. Verwunderlich fand ich auch, dass der Name Ezra konsequent in einer anderen Schriftart und -größe und teilweise fettgedruckt gesetzt wird (ich habe es in 4 verschiedenen Reader-Programmen getestet und es war überall so).
Sonst fand ich das Buch nett zu lesen, mehr aber auch nicht. Cosy Crime scheint für mich ein bisschen zu cosy zu sein, denn mir fehlte fast komplett die Spannung, was das Buch teilweise ziemlich langweilig machte. Die Geschichte lebt von den Schrullen der Charaktere und das ist mir zu dünn, zumal ihnen für mich im Großen und Ganzen der Charme fehlt, den ich aus anderen Büchern des Genres kenne. Da ist also für die kommenden Teile der Serie viel Luft nach oben, vor allem, was die Entwicklung und Ausarbeitung der zum Teil bislang etwas uninspiriert wirkenden Charaktere betrifft. Von mir daher nett gemeinte 2,5 Sterne, abgerundet auf zwei.

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