Dienstag, 22. März 2022

Die Geheimnisse der Toten - Carol Wyer

Böse Zungen behaupten ja schon lange, ich sei ein Schussel. Jetzt hatte ich aber etwas geschafft, was ich vorher noch nie geschafft habe: ich habe ein Buch verschusselt. Zum Glück habe ich es in den Untiefen meines PCs wiedergefunden. Und ich muss sagen: um „Die Geheimisse der Toten” von Carol Wyer wäre es wirklich schade gewesen, wenn das Buch verschollen geblieben wäre. Der Thriller um DI Robyn Carter hat mich nämlich hervorragend unterhalten. Bislang war mir die Autorin unbekannt gewesen, aber sie hat schon zahlreiche Thriller verfasst und ich werde mich wohl demnächst eingehender mit ihr beschäftigen.

Aber von vorn.

DI Robyn Carter, Polizistin in der englischen Provinz, sieht sich mit einer ganzen Reihe von Verbrechen konfrontiert: erst wird der Chef eines Wellnesstempels tot in der Sauna desselben gefunden, dann sitzt der Wirt eines Pubs mit aufgeschlitzter Kehle vor dem Tresen und zu guter Letzt liegt eine junge Mutter tot in der Badewanne ihres Hauses. Die Fälle stellen das Team um DI Carter vor große Rätsel, denn beim Pubwirt und der jungen Mutter werden Zettel mit der Aufschrift „alle Schulden bezahlt” gefunden. Was haben die Zettel zu bedeuten? Gehört der unbeliebte tote Geschäftsführer des Wellnesshotels überhaupt zu diesem Fall oder ist sein Tod getrennt zu ermitteln? Für die Presse scheint es klar: hier ist ein Serienmörder am Werk, sie nennt ihn sogar „Leopard von Lichfield“. Aber warum zieren sich mögliche Zeugen so und machen Robyn und ihren Kollegen und Kolleginnen die Arbeit zusätzlich schwer? Und was war vor Jahren im Poolbereich passiert, dass das Becken zugeschüttet wurde und jetzt ein neues Schwimmbad gebaut wird?

“Die Geheimnisse der Toten” ist ein handwerklich gut geschriebener solider Thriller mit einem gut konzipierten und sauber ausgearbeiteten Plot. Ich hatte auf jeden Fall lange keine Ahnung, wo die Geschichte mit den ineinander verschachtelten Fällen hinführen würde, nicht zuletzt, weil die Autorin auch geschickt falsche Fährten legt. Zwar sind die Gedankengänge des Mörders kapitelweise kursiv abgesetzt eingeflochten, aber das machte mich nicht unbedingt schlauer. Vor allem die Motive hinter den Taten blieben mir sehr lang unklar, was den Schluss für mich dann sehr stimmig und befriedigend machte.

Sprachlich fand ich das Buch flott zu lesen, es ist gut geschrieben und ebenso gut übersetzt. Manchmal ist alles ein bisschen ausschweifend beschrieben, das hat mich aber nicht wirklich gestört. Die Charaktere sind gut aufgebaut und beschrieben, die Reibereien innerhalb der Polizei (vor allem zwischen Robyn und ihrem Kollegen DI Tom Shearer) sind sicherlich sehr realistisch. Die Autorin schafft eine ansprechende Balance zwischen den Ermittlungen und dem Privatleben der Ermittelnden, so erfährt man über fast jeden der Charaktere etwas Privates, aber der Fall bzw. die Fälle stehen immer im Mittelpunkt. Vor allem Robyn Carter zeichnete sich für mich durch Kompetenz, aber auch durch Intuition aus, insgesamt fand ich ihr Team aber sehr angenehm und sympathisch. Der Spannungsbogen ist konstant vorhanden, wenn auch nicht auf einem Fingernägel-abknabber-hohen Niveau, sondern eher solide und bodenständig.

Das Buch ist der zweite Fall von DI Robyn Carter und macht durchaus Lust auf mehr. Ich kenne den ersten (noch) nicht, aber hatte bei der Lektüre keinerlei Verständnisprobleme, alles Wissenswerte aus Band 1 wird aufgegriffen. Mich hat das Buch auf jeden Fall gefesselt und sehr gut unterhalten, daher empfehle ich es gerne weiter und vergebe fünf Sterne.

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