Donnerstag, 3. März 2022

Walter muss weg - Thomas Raab

Zu Thomas Raabs „Walter muss weg“ bin ich eher zufällig gekommen. Eigentlich habe ich es mir nur deshalb ausgesucht, weil mein Mann Walter heißt. Nicht, dass dieser wegmüsste, aber, naja. Bei dem Buch war ich mir auf jeden Fall lange nicht sicher, ob es nicht auch wegmuss. Selten bin ich so schlecht in ein Buch hineingekommen, wie in dieses. Dabei fand ich die Idee hinter der Geschichte wirklich gut.

Aber von vorn.

Die 70jährige Hannelore Huber wohnt im (fiktiven) Ort Glaubenthal und hat nach 53 Ehejahren ihren Mann Walter verloren. Jetzt möchte sie ihn beerdigen, so wirklich traurig ist sie nicht über sein Dahinscheiden. Und dann die Überraschung: im Sarg liegt bei der Beisetzung nicht ihr Mann, sondern der Bestatter selbst. Und der Rest des Buchs handelt von der Suche nach der „richtigen“ Leiche und den Hintergründen.

Es war mein erstes Buch von Thomas Raab, vermutlich aber auch mein letztes. Ich konnte mich weder mit seiner Sprache noch mit dem Aufbau des Textes so wirklich anfreunden. So tat ich mich mit Aufzählungen (durchnummeriert oder mit „Bullet-Points“) oder gar einer Tabelle zur Bildung des grammatikalischen Passivs in einem Roman/Krimi wirklich schwer. Und sowohl sein Satzbau als auch die Länge seiner Sätze machten mir die Lektüre nicht einfacher. Es gibt hauptsächlich entweder sehr lange verschachtelte Sätze oder hingeworfene Fragmente. Dieses Buch erfordert sehr viel Konzentration beim Lesen und ich war ein paar Mal kurz davor, die Lektüre abzubrechen.

Die Charaktere waren zahlreich und schrullig, mir aber alles in allem zu blass und eindimensional. Einige der beschriebenen Charaktere sind sehr gut gelungen, vor allem natürlich die Hauptfigur, aber auch der zehnjährige Kurti und die fünfjährige Amelie, letztere war mit ihrer altklugen Art ein Lichtblick für mich. Andere Figuren bleiben aber leider recht blass, da legt der Autor sehr viel Augenmerk auf Schrullen und insgesamt fiel es mir schwer, die vielen Personen auseinander zu halten. Vor allem der Dorfpolizist und der Bürgerdoktor waren für mich einfach nur nervig. Und wo Frau Huber wirklich „ermittelt“ kann ich auch nicht sagen, hauptsächlich unterhält sie sich mit unzähligen Leuten.

Für einen Krimi fand ich das Buch auch sehr schwach auf der Brust. Wirkliche Spannung kam für mich nicht auf, eher Langeweile und Verwirrung, oft verlor ich den Faden, musste zurückblättern und nachlesen. Als Persiflage auf einen Krimi taugt das Buch für mich allerdings auch nicht, dafür ist es zu durcheinander, die Personen zu blass und die Handlung zu träge. Ich bin ein großer Freund schwarzen Humors, manchmal brachte mich das Buch auch zum Lachen, aber eher selten. Denn der Grat zwischen schwarzem Humor und Verbitterung ist sehr schmal und für mich hat der Autor den Ton allzu oft nicht getroffen und rutscht in einen eher schalen Witz ab.

Alles in allem habe ich das Gefühl, der Autor hat einfach zu viel gewollt und das Buch hoffnungslos überladen. Schade. Denn die Idee ist wirklich toll und das Buch hätte das Potential zum echten Highlight gehabt. Einzig der Schluss konnte mich wirklich begeistern, was aber nach 58 Kapiteln meine Laune auch nicht mehr heben konnte. Von mir daher zwei Sterne und für den Rest der Serie kann die Huberin gerne ohne mich ermitteln.

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