Freitag, 6. Mai 2022

Dein dunkelstes Geheimnis - Jenny Blackhurst

 Was für eine Achterbahnfahrt! Anders kann ich „Dein dunkelstes Geheimnis“ von Jenny Blackhurst nicht beschreiben. Der Psychothriller hat mich gefesselt und gut unterhalten. Wären weniger Fehler drin und würde das männliche Geschlechtsteil nicht konstant als „Schw…“ bezeichnet, hätte mir das Buch allerdings noch besser gefallen. Doch abgesehen davon fand ich es bis auf ein paar Schwächen gelungen.

Aber von vorn.

Kathryn hasst ihren Vater Patrick jetzt schon seit über 25 Jahren. Damals hatte er gestanden, ihre beste Freundin, die fünfjährige Elsie, ermordet zu haben. Er wurde zu lebenslänglicher Haft verurteilt und sie möchte bei ihren monatlichen Besuchen bei ihm mit der stetig wiederkehrenden Frage „Wo ist sie?“ erfahren, wo er die Leiche versteckt hat. Trotz seines Geständnisses konnte der Fall bislang nicht aufgeklärt werden, ja es ist noch nicht einmal sicher, ob Elsie überhaupt tot ist. Das Leben der damals fünfjährigen Kathryn wurde durch dieses Ereignis komplett durcheinandergewirbelt. Ihre Mutter Jill zog mit ihr und ihrem älteren Bruder Jordan mehrfach um, später entwickelte sie ein Alkoholproblem, das sie mithilfe einer Therapeutin in den Griff bekommen möchte. Sie hat nur noch sporadisch Kontakt zu ihrer Mutter und scheint weitestgehend beziehungsunfähig zu sein. Dann verschwindet in ihrer ehemaligen walisischen Heimatstadt erneut eine Fünfjährige. Und die Familie wohnt ausgerechnet in Kathryns ehemaligem Elternhaus. Sie kehrt zurück zu ihren Wurzeln, hilft bei der Suche nach der vermissten Abigail und recherchiert auf eigene Faust, was vor 25 Jahren wirklich passiert ist. Kann es tatsächlich sein, dass ihr Vater unschuldig im Gefängnis sitzt?

Das Buch ist interessant konzipiert. Die Autorin erzählt die Geschichte in parallelen und doch zusammenhängenden Handlungssträngen. Die Kapitel aus Kathryns Sicht sind in der Ich-Form geschrieben, die anderen (überschrieben mit den Namen der ermittelnden Polizeibeamten Maggie, Beth und Bailey) aus der Sicht eines neutralen Erzählers. Der Spannungsbogen steigt von der ersten Seite an stetig an. Die psychologische Komponente macht das Buch für mich allerdings nicht zum Psychothriller, eher zu einem gesellschaftskritischen Psychogramm, da die Auswirkungen der Tat auf alle Betroffenen enorm sind und jahrzehntelang nachwirken. Kathryn, ihre Mutter und ihr Bruder mussten umziehen und sowohl sie als auch ihre Mutter haben Alkoholprobleme. 

Der Schreibstil der Autorin ist leicht zu lesen und unkompliziert. Bei den Protagonisten hat sie sich meiner Meinung nach sehr viel Mühe bei der Beschreibung gegeben. Daneben wirken die Nebencharaktere sehr blass und eindimensional. Der Schluss hat mich überrascht und das sowohl inhaltlich als auch durch seine Abruptheit. Alles in allem ist er zwar stimmig, an manchen Stellen lässt allerdings die Logik zu wünschen übrig. Und insgesamt fand ich ihn zu überstürzt, als wollte die Autorin nach sehr viel Vorgeschichte endlich zum Ende kommen. Schade, die Geschichte hatte sehr viel Potential gehabt und das Buch lässt leider viel Luft nach oben.

Es hat mich aber durchaus gut unterhalten und die Spannung an manchen Stellen sehr hoch. Die Grundidee hinter der Geschichte ist hervorragend und es alles in allem finde ich, dass es ein solider Krimi mit recht gut aufgearbeiteter psychologischer Komponente ist. Daher vergebe ich 3,5 Sterne und runde auf vier auf.


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