Dienstag, 21. Juni 2022

Meeressarg - Stefan Ahnhem

Kurz gesagt: „Meeressarg“ war mein erstes Buch von Stefan Ahnhem – aber ganz sicher nicht mein letztes. Da ich in vielen Rezensionen gelesen habe, man könne den sechsten Band um den schwedischen Polizisten Fabian Risk nur mit Vorkenntnissen aus den anderen Teilen der Serie lesen und verstehen, war ich sehr unsicher und habe mir bei meinem dänischen Streaming-Anbieter auch schon die anderen fünf Teile besorgt, aber meine Befürchtungen haben sich als unnötig herausgestellt. Ja, vielleicht hätten mir Vorkenntnisse mehr Einblick gegeben, vor allem, da Fabian Risk in „Meeressarg“ keine so große Rolle spielt, aber meine Begeisterung für das Buch ist auch so groß und ich werde auf jeden Fall die anderen Bücher des Autors auch noch lesen.

Eher zufällig finden zwei Paddler einen versenkten Mercedes mit zwei Leichen im Hafenbecken von Kopenhagen. Der Mann auf dem Fahrersitz stellt sich als hoher Beamter heraus, die junge Frau auf dem Rücksitz ist nackt und kann zuerst nicht identifiziert werden. Während der Mann offenbar erschossen wurde, weist sie Würgemale am Hals auf. Der junge Ermittler Jan Hesk wird mit der Leitung der Ermittlungen betraut, aber nicht, weil er der beste Mann für diese Aufgabe ist, sondern eher das Gegenteil. Denn nach und nach kommen die Verstrickung seines Vorgesetzten Kim Sleizner in kriminelle Machenschaften ans Licht und dieser hat die Hoffnung, dank eines eher unerfahrenen Kollegen wieder mal unbehelligt aus der Sache rauszukommen. Aber ihm sind bereits andere auf den Fersen: die ehemalige Polizistin Dunja Hougard ermittelt privat mit ein paar Helfern gegen ihn und möchte ihm endlich das Handwerk legen. Denn Sleizner steckt bis über beide Ohren in einem Sumpf aus Korruption und Gewalt. Und dann kommt auch noch Fabian Risk aus Schweden nach Kopenhagen und hat den Tod seines Sohnes in einem dänischen Gefängnis zu verarbeiten. Hat Sleizner damit auch etwas zu tun? So ganz kann Risk nämlich die Geschichte vom Selbstmord des 16jährigen Theo nicht glauben. Und sehr schnell schaukelt sich alles hoch und die Situation wird für einige der Beteiligten lebensgefährlich.

Und für die Leserschaft vor allem gegen Ende unerträglich spannend, zumindest ging es mir so. Während ich am Anfang noch gerätselt habe, wo mich das Buch wohl hinführen wird und die Spannung ein bisschen brauchte, um sich aufzubauen, so war ich nach etwa hundert Seiten komplett in der Geschichte gefangen und konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Die verschiedenen Handlungsstränge mit den unterschiedlichen Perspektiven finde ich sehr clever miteinander kombiniert, was dem Spannungsbogen zusätzlich zugutekommt. Die Charaktere finde ich gut ausgearbeitet, wobei das Buch für mich keinen wirklichen Protagonisten hat, eher ein gleichberechtigtes Nebeneinander. Unterschiedliche Charakterzüge wie die Naivität von Jan Hesk (er freut sich so sehr über seinen ersten eigenen Fall und dass er nicht merkt, dass ihn sein Chef nur als trotteliges Mittel zum Zweck sieht), die Verbissenheit von Dunja Hougard und Fabian Risk (sie sind auf einem Rachefeldzug gegen Kim Sleizner und möchten ihn zur Strecke bringen, wobei Fabian Risk dazu noch um seinen Sohn trauert) bieten einen interessanten Kontrast. Dazu dann auch noch Kim Sleizner, „ein durch und durch böser Mensch“ – das alles gibt dem Thriller auch noch eine gewisse psychologische Note.

Sprachlich fand ich das Buch gut zu lesen, allerdings sind ein paar Dialoge auf Englisch, was mich persönlich nicht gestört hat. Die dänischen Namen von Straßen und Stadtteilen brachten mich zum Schmunzeln, da mein bester Freund in Kopenhagen wohnt. Ja, das Ende ist vielleicht ein bisschen sehr vorhersehbar und manche Szenen sind eventuell zu brutal ausgearbeitet. Aber es ist ein Thriller und damit musste ich rechnen. Für den hohen Spannungsfaktor und die clever psychologische Komponente und die gute Unterhaltung, die mir das Buch geboten hat, vergebe ich fünf Sterne und mache mich jetzt an die Lektüre der anderen Teile der Reihe.


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