Montag, 8. August 2022

Ein Teil von ihr - Karin Slaughter

 Erst einmal vorneweg: ich vermisse Will Trent und Sara Linton. Sehr. 

Aber die Qualität von Karin Slaughters stand-alone „Ein Teil von ihr“ hat mich wirklich überrascht. Tatsächlich ist das Buch ja bereits 2018 erschienen, da es aber unter dem Titel „Pieces of her“ als Serie für Netflix verfilmt wurde, ist es jetzt als Buch neu aufgelegt worden. Ich habe es schon vor vier Jahren gelesen, natürlich habe ich es mir jetzt noch einmal vorgenommen. Buch-Eindrücke ändern sich ja im Laufe der Zeit bekanntermaßen. Aber, was soll ich sagen: trotz aller Sehnsucht nach Will und Sara halte ich „Ein Teil von ihr“ immer noch für einen soliden Thriller und eine hervorragende Lektüre. 

Aber von vorn.

Stell dir vor, du wirst nach über 30 Jahren von einer Vergangenheit eingeholt, von der du nicht mal wusstest, dass es sie gibt. Deine Mutter, eine unbescholtene, beliebte, 55-jährige Logopädin, beschützt dich vor einem Amokschützen, indem sie ihn tötet und du wirst das Gefühl nicht los, dass sie es genossen hat. Und ehe du dich versiehst, recherchierst du über eine Frau, von der du geglaubt hast, du würdest sie kennen. Aber tatsächlich kennen du und alle anderen aus dem „neuen Leben“ deiner Mutter nur einen Teil von ihr und sie dachte, sie hätte den anderen Teil in ihrem alten Leben zurückgelassen. Damit lag sie falsch. Und das, was du bei deiner Recherche ans Tageslicht bringt, ist nicht nur mehr als verstörend, sondern bringt dich und dein Umfeld in allergrößte Gefahr. 

Rasant spannende Geschichten ist man von Karin Slaughter gewohnt. Und da macht dieses Buch auch keine Ausnahme und im Vergleich zu dem für mich eher mauen Stand-Alone „Pretty Girls“ fand ich „Ein Teil von ihr“ wieder richtig gut. Sprachlich ist das Buch wie üblich derbe und mit reichlich blutigen Details gespickt. Der Thriller punktet mit gut ausgearbeiteten Charakteren, von denen jeder sich durch Abgründe auszeichnet, die überraschen, da sie auf den ersten Blick nicht ersichtlich sind. Und auch bei der Geschichte weiß man lange nicht, wohin sie führen wird. Der Schluss nach einigen Irrungen und Wirrungen ist stimmig, die beiden Handlungsstränge von 2018 und 1986 werden zu einem schlüssigen Ende zusammengeführt.

Alles in allem ist es für mich ein handfester und bodenständiger Thriller mit viel Spannung und Pageturner-Potential. Einzig die deutsche Übersetzung liest sich an manchen Stellen leider etwas holprig, was aber den Lesegenuss nicht wirklich schmälert. Perfekte (Urlaubs)Lektüre für Fans von Karin Slaughter, Thriller-Freunde und alle, die die Wartezeit auf den neuen Will Trent/Sara Linton-Thriller überbrücken wollen. Von mir gibt es für dieses Buch auf jeden Fall 5 Sterne.

Im August 2022 erscheint übrigens die Fortsetzung unter dem Titel „Die Vergessene“ (Originaltitel: „Girl. Forgotten“), dort gibt es ein Wiedersehen mit Andrea Oliver, der Protagonistin aus „Ein Teil von ihr“.


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