Montag, 2. Januar 2023

Wir zerstören dich - Peter James

 „Wir zerstören dich“ ist bereits der 15. Teil der „Roy- Grace-Reihe“ von Peter James und das erste, das ich aus der Serie gelesen habe und auch die Verfilmungen sind mir jetzt erst aufgefallen. Das Thema „Love Scamming“ interessiert mich sehr, deshalb habe ich mich auf das Buch gefreut. Insgesamt kam es für mich aber nur sehr schleppend in Fahrt und durch eine Vielzahl an Charakteren auf unterschiedlichen Seiten fand ich es lange etwas verworren und auch Spannung kam nur langsam auf. Insgesamt kein schlechtes Buch, ganz sicher aber für mich auch kein gutes.

Aber von vorn.

Selbstmorde, die keine sind. Liebe, die keine ist. Menschen, die auf die große Liebe hoffen. Identitäten, die es so nicht gibt und enorme Summen Geld, die ergaunert werden. Das sind die Hauptthemen, mit denen sich DSI Roy Grace befassen muss. Denn er ermittelt in einem Fall von Liebesbetrug oder „Love Scamming“, der weite Kreise zieht. Und irgendwie hängt alles mit allem zusammen, nach und nach werden weitere Fälle von Liebesbetrug bekannt und die Opfer werden von den Profibetrügern nicht selten in den völligen finanziellen Ruin getrieben. Aber nicht nur Roy Grace und seine Kollegen ermitteln gegen die beiden ghanaischen Verbrecher – geprellte Opfer versuchen sie ebenfalls zur Strecke zu bringen. Und dann taucht auch noch ein ziemlich durchgeknallter Killer auf, der die beiden Gauner aus ganz anderen Gründen ebenfalls lieber tot sehen möchte. 

 Alles in allem könnte das Buch so gut sein. Und wenn Peter James ein Neuling im Geschäft wäre, würde man gönnerhaft nicken und „er übt noch“ sagen. Aber er ist ein alter Hase und ich kann nicht verstehen, wieso er einen Krimi mit so viel Leerlauf am Anfang geschrieben hat. Für mich brauchte das Buch fast bis zur Mitte, bis es endlich in Fahrt kam – dann aber so richtig. Aber da hatte ich schon fast den Spaß daran verloren und wollte nur endlich wissen, wie es ausgeht. Ich fand es auch insgesamt ein wenig überladen: zu viele Themen, zu viele Schauplätze und, vor allem, zu viele Charaktere. 

Der Spannungsbogen war gegen Ende sehr hoch und konstant, zu Anfang praktisch nicht vorhanden. Die Charaktere waren zu zahlreich und bis auf die Protagonisten eher zweidimensional ausgearbeitet. Allein die psychologische Komponente konnte bei mir voll umfänglich punkten. Wie leicht Menschen auf Internet-Betrüger hereinfallen können, ist erschreckend. Die kriminelle Energie der Täter ebenso. Also ganz abgesehen von der Krimi-Verbrecherjagd-Geschichte und dem bisschen Persönlichem von Roy Grace (Privatleben mit Frau und Kindern und Auseinandersetzungen mit seinem Chef) hat das Buch durchaus einen aufrüttelnden Effekt und regt dazu an, wachsamer zu sein. Denn wie die Scams funktionieren, ist ja jedem theoretisch klar. Dass aber auch gebildete Menschen mit reichlich Lebenserfahrung nicht davor gefeit sind, auf Verbrecher reinzufallen, zeigt die Statistik deutlich. Riesige Geldsummen werden nach vorsichtigem Vorfühlen an falsche Identitäten (oft mit gefakten Bildern) transferiert, weil die den Opfern ewige Liebe vorgaukeln. Ein heißes und aktuelles Thema, aber als Krimi, geschweige denn, als Thriller, konnte das Buch bei mir nur mittelmäßig punkten, daher vergebe ich drei Sterne.


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