Montag, 13. Februar 2023

Brecht und die Frauen - Unda Hörner

 Bert Brecht und ich, das ist eine eher spezielle Geschichte, die mit einem verkorksten Deutsch Leistungskurs endete. Aber „Brecht und die Frauen“ von Unda Hörner hat ihn mir nähergebracht, wobei ich sagen muss, dass er mir nicht übermäßig sympathisch wurde. 2023 wäre der Schriftsteller 125 Jahre alt geworden und in diesem Buch stehen die Frauen in seinem Leben (und davon gab es zahlreiche) im Mittelpunkt. Frauen, ohne die er ganz sicher nicht der geworden wäre, der er war, oder wie die Autorin es ausdrückt: „Der Anteil all dieser Frauen an Brechts Lebenswerk ist kaum zu überschätzen.“

Aber von vorn.

Eugen Berthold Friedrich Brecht war eigentlich rein optisch kein Frauentyp, ich denke, so viel kann man getrost sagen. Und dennoch hatte er eine anziehende Wirkung auf das weibliche Geschlecht. So war er zwar nur zweimal verheiratet (mit Marianne Zoff und mit Helene Weigel), aber er fuhr beziehungstechnisch meist mehrgleisig, schwängerte mal die eine, mal die andere – mehrere Kinder entstanden, es gab aber auch Fehlgeburten und Abtreibungen. Brecht will keine der Frauen aufgeben und wenn schon heiraten, dann am liebsten alle. Eine bürgerliche Konvention wie Monogamie lehnte er offenbar ab („Polygamie in der Beziehung ist für sie kein Grund zur Aufregung“ – das erwartete er offenbar auch von den Frauen). Die Frauen spielten das Spiel mit. Dabei waren sie keine farblosen Mäuschen und Heimchen am Herd. Einzig seine Jugendliebe Paula Banholzer, genannt Bi, ergriff den bürgerlichen Beruf der Erzieherin. Die anderen Damen in Brechts Leben kamen aus der Künstlerszene: Helene Weigel, Marianne Zoff und Ruth Berlau waren bekannte Schauspielerinnen, Elisabeth Hauptmann und Margarete Steffin Schriftstellerinnen. Viele von Brechts Werken wären ohne die Frauen in seinem Leben inhaltlich und technisch gar nicht möglich gewesen. 

Sie waren ihm Musen und hielten ihm den Rücken frei, organisierten seinen Schreibkram, seine Notizen und sein Leben. Vermutlich wäre auch sein Leben im Exil (er ging erst in die Schweiz, dann nach Dänemark, Schweden und Finnland und zuletzt in die USA) nicht so möglich gewesen, hätten sie es ihm nicht möglich gemacht. Und sie nahmen es hin, für ihn nie DIE Einzige zu sein, selbst neben den im Buch erwähnten Damen gab es sicher noch weitere Liebschaften in Brechts Leben. 

Eingeordnet in das allgemeine Zeitgeschehen schreibt Unda Hörner also über Vielecksbeziehungen im Hause Brecht, niemals wertend, immer biografisch-neutral. Wie man als Leser:in dieses Leben finden mag, sei jedem selbst überlassen. Ich fand es interessant, wie dieser „spindeldürre kleine Mann“ so einen Erfolg bei den Damen haben konnte und wie devot diese sich teilweise seinen Lebensvorstellungen unterwarfen. Nur durch sie konnte er das Leben des Lebemannes führen und sie waren diejenigen, die seinen Erfolg erst möglich machten. Alles in allem für mich ein interessantes und informatives Buch, sprachlich ansprechend geschrieben und sehr gut zu lesen. Von mir daher fünf Sterne. 


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