Montag, 13. Februar 2023

State of terror - Hillary Rodham Clinton, Louise Penny

 Politikthriller sind eigentlich nicht mein bevorzugtes Genre. Nach der Lektüre von „State of Terror“ von Hillary Rodham Clinton und Louise Penny muss ich diese Einstellung überdenken. Das Buch hat mich nach ein paar kleinen Startschwierigkeiten gefesselt und begeistert. Zwar lag es mir wegen der aktuellen weltpolitischen Lage schwer im Magen, aber ich fand es enorm spannend und sehr gut geschrieben und übersetzt. Ein echtes Highlight. 

Aber von vorn.

Nach der Abwahl eines inkompetenten Präsidenten bekommen die USA ein neues Staatsoberhaupt. Überraschenderweise macht Douglas Williams seine Konkurrentin Ellen Adams zur Außenministerin, allerdings weniger, weil er an ihre Fähigkeiten glaubt, sondern um dem Volk und der ganzen Welt ihre Unfähigkeit zu beweisen. Drei Bombenanschläge kurz hintereinander (in London, Paris und Frankfurt) bringen die Weltordnung ins Wanken. Die Außenministerin muss all ihr Wissen und Können aufbieten, um die Verschwörung aufzudecken, die hinter den Anschlägen steckt. Und wird in den eigenen Reihen fündig. Als sie die Hintermänner enttarnen kann, ist es allerdings schon fast zu spät, denn diese verfügen über Atomwaffen und sind bereit, diese auch einzusetzen.

Die Thematik des Buchs ist der Stoff, aus dem die Alpträume vieler Leser:innen sein dürften, vor allem jetzt, wo die weltpolitische Lage tatsächlich mehr als unsicher ist. Und auch sonst ist das Buch nicht sehr weit von der Realität entfernt und das Autorinnen-Duo spart weder mit Seitenhieben auf real existierende Personen noch mit Verweisen auf das politische Geschehen. Ein inkompetenter republikanischer Präsident wurde abgewählt, er nimmt es mit der Wahrheit nicht besonders genau, ist selbstgefällig und eine Mischung aus naiv und vertrottelt. Der neue Präsident im Roman ist allerdings ebenfalls nicht übermäßig fähig, er ist langsam und manchmal etwas zu sehr auf seine Feindschaft mit seiner Außenministerin fixiert, um sie ernst zu nehmen. Diese hat es ohnehin als Frau in einer überwiegend von Männern dominierten Welt schwer. Bei so viel Machismo weiß vor allem Hillary Clinton sicher, wovon sie schreibt. 

Insgesamt hatte ich mit dem Buch meine Anfangsschwierigkeiten. Es erscheint mit Charakteren, Schauplätzen (Außenministerin Adams reist in der kurzen Zeit praktisch rund um die Welt) und Handlung schier überladen und man muss seine Sinne beieinanderhaben, um den Überblick nicht zu verlieren. Auch fand ich es stellenweise ein bisschen zu langatmig, aber nie langweilig. Das Konzept ist hervorragend ausgearbeitet, jedes der eher kurzen Kapitel endet mit einem Cliffhanger und so wird das Buch zu einem absoluten Page-Turner. Der Spannungsbogen steigt linear an, von sehr gemäßigt im ersten Drittel bis fast unerträglich hoch kurz vor dem Schluss. Dieser ist zwar ein echtes Ende, lässt aber auch die Option für eine Fortsetzung, was ich mir persönlich wünschen würde. Viele der hervorragend ausgearbeiteten Charaktere sind mir ans Herz gewachsen (ja, sogar Präsident Williams). So viele starke Frauenpersönlichkeiten!

Der politische Aspekt ist trotz sehr viel El Kaida, Taliban und Achse des Bösen ausgewogen, auf jeder Seite gibt es Gute und Böse. Durch die vielen nicht übermäßig subtilen Seitenhiebe auf einen nicht näher genannten ehemaligen Präsidenten gewann das Buch für mich an Witz, allerdings ist das sicher nicht jedermanns Sache. Sprachlich fand ich das Buch sehr gut geschrieben, leicht und flüssig zu lesen und auch die Übersetzung ist gut gelungen. Allerdings setzt es ein Mindestmaß an Wissen über das politische System der USA voraus, einige Zusammenhänge kann man sonst nur schwer durchschauen. Auch der überbordende Patriotismus, der immer wieder durchscheint und ein gewisses „America First“ ist realistisch, kann dem Publikum aber vermutlich auch auf die Nerven gehen. 

Für mich war das Buch ein Ausbund an Spannung und ich konnte es nach den anfänglichen Schwierigkeiten kaum noch aus der Hand legen. Von mir daher eine Lese-Empfehlung und fünf Sterne.


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