Montag, 18. Dezember 2023

Die letzten Stunden - Luanne Rice

„Die letzten Stunden“ waren mein erstes Buch von Luanne Rice und ich muss sagen, dass ich es wirklich lesenswert finde. Abgesehen von ein paar Längen, die weder zur Handlung noch zur Spannung nennenswert beitragen, war es ein spannender und überraschender Krimi mit einem völlig unerwarteten Schluss und einer interessanten psychologischen Komponente.

Als die im sechsten Monat schwangere Galeristin Beth Lathorp ermordet in ihrem Schlafzimmer aufgefunden wird, nimmt Detective Conor Reed diesen Fall sehr persönlich, denn er kennt das Opfer. Beth war vor vielen Jahren zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Kate entführt worden. Die Mutter der beiden starb damals und Conor hatte sich geschworen, die beiden Mädchen zu beschützen. Diese sind inzwischen erwachsen, er hat sie aber nie aus den Augen verloren. Und jetzt sind Beth und ihr ungeborenes Kind tot und ihr untreuer Ehemann Pete ist für den Ermittler der Hauptverdächtige. Als Teenager haben sich Beth, Kate, Scotty und Lulu ewige Freundschaft geschworen und außerdem, dass sie sich immer die Wahrheit sagen würden. Nach Beths Tod kommen aber immer mehr Geheimnisse ans Tageslicht und was hat alles mit dem Bild „Moonlight“ zu tun, wegen dem vor Jahren schon die Mutter von Beth und Kate sterben musste?

Obwohl das Buch sehr umfangreich ist, habe ich mich an keiner Stelle wirklich gelangweilt, allerdings könnte man einige Passagen ersatzlos streichen und das Buch würde qualitativ nichts einbüßen. Die Geschichte wird in zwei Strängen erzählt, sie umfasst 60 Kapitel, aufgeteilt auf drei Teile. Sprachlich fand ich es sehr ansprechend und alle Charaktere sind gründlich und mit Liebe zum Detail ausgearbeitet, ebenso die (vielleicht etwas ausschweifenden) Beschreibungen von Landschaften und Kunstwerken. Ebenso viel Detailliebe steckt im Plot, das bis zum (für mich) überraschenden Schluss sehr viele Wendungen und Kleinigkeiten bietet. Als Leser:in ist man immer auf dem gleichen Wissensstand wie die Polizei, was mich manchmal ein bisschen zur Verzweiflung brachte, weil ich ebenso im Dunklen tappte, wie der Ermittler. 

Die Perspektivwechsel geben der Handlung den gewissen Pfiff, steigern die Spannung und leider auch die Verwirrung. Der Schluss hat mich dann doch überrascht, vor allem auch das Motiv hinter der Tat, wobei ich zugeben muss, dass mich das nicht wirklich überzeugen konnte. Der Spannungsbogen ist nicht übermäßig hoch und nach einem eher langsamen Anfang steigt er stetig. Außer dem Mord kommt das Buch weitgehend unblutig daher, statt Gewalt gab es für mich eher eine ständig wahrnehmbare latente Bedrohung, mehr ein ungutes Gefühl im Magen, als dass tatsächlich etwas passieren würde. Die nach und nach ans Licht kommenden Lügen und Geheimnisse sind hervorragend konstruiert und aufgearbeitet. Der psychologische Aspekt kommt hierbei auch sehr deutlich zum Tragen. Die Freundinnen, die sich vor Jahrzehnten geschworen haben, sich immer die Wahrheit zu sagen, sind allesamt in ein Netz aus Lügen und Intrigen verstrickt. Keine ist so, wie sie auf den ersten Blick scheint und vor allem auch nicht so, wie sie auf die anderen wirkt. Da herrscht sehr viel Schein und sehr wenig Sein. 

Alles in allem fand ich das Buch ansprechend, es hat mich bestens unterhalten und die Detailliebe (oder besser gesagt Detailversessenheit) der Autorin ist bemerkenswert. Von mir gibt es daher fünf Sterne.


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