Freitag, 19. Januar 2024

Everything Fat Loss - Ben Carpenter

 „Es wird dich nicht schockieren, dass ich viele Diätbücher für Müll halte.“ – deshalb hat Ben Carpenter sein eigenes „Diätbuch“ geschrieben und es „Everything Fat Loss“ genannt. Ich kenne ihn seit einiger Zeit aus den sozialen Medien. Ich bin absolut kein Freund von Influencern im Allgemeinen und von Fitness-Influencern noch viel weniger. Aber Ben Carpenter hat mich von der ersten Minute an begeistert. Sein Buch war daher für mich ein Muss. Das enorm umfangreiche und sehr minutiös erarbeitete Werk an sich war für mich sehr interessant und ich werde sicher des Öfteren darauf zurückgreifen, selbst ich als „alter Hase“ in Bezug auf Körpergewicht konnte noch Neues dazulernen. Die Übersetzung konnte mich jedoch leider nicht begeistern und ich musste mir zusätzlich zur deutschen auch noch die Originalfassung besorgen. 

Aber von vorn. 

Eines ist ganz klar: Ben Carpenter weiß, wovon er schreibt. Alles, was er schreibt und auch das, was er in seinen Videos in den sozialen Medien sagt, hat Hand und Fuß, zu allem gibt es fundierte Quellen und sein Studium der Studien ist bemerkenswert. Er schreibt, wie er spricht, manchmal derbe („Seien wir ehrlich: Ein Großteil der Diätindustrie ist im Allgemeinen Müll.“), manchmal sehr bildhaft, aber immer schonungslos ehrlich, wohlüberlegt und fundiert und nah am Leser, den er auch immer wieder direkt anspricht. Er macht in seinem Buch von Anfang an klar, wie individuell Gewichtsabnahme ist und dass es keine ultimative Diät gibt, die bei jedem gleich gut funktioniert. Dabei ist er nie oberlehrerhaft, sondern immer auf Augenhöhe mit der Leserschaft, wie ein guter Kumpel.

Er bespricht die verschiedenen bekanntesten Diäten und Ernährungsformen, beleuchtet objektiv deren Vor- und Nachteile. Er zitiert und evaluiert Studien, bringt lebensnahe Beispiele und geht mit den verbreitetsten Ernährungsmythen und beliebtesten Fehlinformationen ins Gericht. So erläutert er die Wichtigkeit von ausreichend Schlaf, genügend Flüssigkeit und Sport ebenso wie die Frage, wie oft und wie schnell man essen sollte, wie schlecht hochverarbeitete Lebensmittel, Alkohol und Zucker sind. Vieles von dem, was er schreibt, wird der Leserschaft ein Nicken entlocken, denn vieles ist altbekannt oder schlicht gesunder Menschenverstand. Vieles von dem, was Ben Carpenter schreibt, ist aber selbst für mich neu gewesen und auch seine wissenschaftliche Einordnung mit der Nennung enorm vielen Studien, war interessant und informativ.

Allerdings macht er auch sehr deutlich, dass sich der Alltag nicht um Gewicht oder Körpermaße drehen sollte. „Dein Glücksgefühl wird nicht garantiert steigen, wenn dein Körperfettanteil sinkt. Und dich obsessiv mit deinem Aussehen zu befassen, kann mit eigenen psychologischen Risiken einhergehen.“ Der psychologische Aspekt ist ihm merklich wichtig, was in vielen anderen Abnehmratgebern (ob nun in Buchform, Video oder Hochglanzmagazin) nicht so ist. Da sieht er den Menschen als Ganzes und nicht nur seinen BMI oder seinen Körperfettanteil.  „WIE KANNST DU DAS IN DIE TAT UMSETZEN?“ – diese Frage stellt er am Ende jedes Kapitels. Denn eines ist klar: Gewichtsverlust ist individuell und jede Ernährungsumstellung ist nur so gut wie sie in den jeweiligen Alltag passt, sodass man dauerhaft damit leben kann.

Das Buch ist voller Information, manchmal muss man beim Lesen innehalten und sie verdauen, sonst könnten sie einen erschlagen. Aber es ist interessant, menschlich und man kann die Begeisterung des Autors für das Thema in jeder Zeile lesen. Einzig die Übersetzung fand ich teilweise holprig, da ich die Sprache von Ben Carpenter im Original kenne, finde ich, dass das Buch stellenweise Besseres verdient hätte. Von mir aber trotzdem fünf Sterne. 


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