Dienstag, 2. Januar 2024

Glutspur - Katrine Engberg (Hörbuch)

 Ich hatte von Katrine Engberg schon einen Krimi gelesen, der mir sehr gut gefallen hat, daher dachte ich, ich könnte mit „Glutspur“ nichts falsch machen. Tja, was soll ich sagen? Ich lag falsch. Das Hörbuch, wurden schnell zu einem der anstrengendsten und langatmigsten Hörerlebnisse des Jahres. Als gegen Ende etwas Spannung aufkam und alle losen Fäden langsam begannen, sich zu einem Ganzen zusammenzufinden, hatte ich schon gründlich die Lust verloren und habe nur bis zum Schluss durchgehalten, weil ich einfach jemand bin, der Dinge gern zu Ende bringt. Das Buch ist der erste Teil der neuen Reihe um die ehemalige Polizistin und jetzige Privatdetektivin Liv Jensen und für mich muss Frau Engberg nicht nur eine Schippe drauflegen, damit mich die Serie begeistern kann, sondern jede Menge. Schade, dabei war der Klappentext so vielversprechend.

Aber von vorn.

Liv Jensen hat ihr bisheriges Leben hinter sich gelassen. Sie ist aus dem Polizeidienst in Aalborg ausgeschieden und lässt sich als Privatdetektivin in Kopenhagen nieder. Dort bespitzelt sie für Versicherungsgesellschaften Versicherungsnehmer, die deren Meinung nach Leistungen erschleichen. Dazu tritt ein ehemaliger Kollege an sie heran, dem der über drei Jahre alte Fall eines ermordeten Kulturjournalisten zu schaffen macht. Während sie in diesem Fall ermittelt, passieren weitere Dinge in ihrer direkten Umgebung. Hannah Leon, die Tochter ihres Vermieters, recherchiert selbst im Fall ihres toten Zwillingsbruders Daniel. Der hatte wegen des Mordes an seiner ex-Frau im Maßregelvollzug gesessen und während eines Freigangs Suizid begangen. Und als dritter Fall kommt noch der Mord an einer Museumsangestellten dazu, die eine Affäre mit Nima Ansari, dem Chef der benachbarten Autowerkstatt, hatte. 

Drei Fälle, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Dazu kommt das Privatleben der Ermittlerin, die sich nach dem Ausstieg aus dem Polizeiberuf und ihrem Umzug von Jütland nach Kopenhagen ein neues Leben aufbauen muss. Und ein Bauunternehmer, der aus einem jütländischen Naturschutzgebiet ein Luxus-Resort machen will. Und die Rückblicke ins Jahr 1943 auf die jüdische Familie Leon, die Dänemark wegen der Nazis verlassen muss. Und und und. Die Autorin hat für mich viel zu viel in den Auftakt ihrer neuen Serie gepackt, sich heillos verzettelt und das Potential der Geschichte nicht annähernd ausgeschöpft. Sprachlich war das Buch leserfreundlich, manche handwerkliche Übersetzungsfehler ließen mich allerdings fassungslos zurück. Einzig die Beschreibungen von Kopenhagen und der jütländischen Landschaft fand ich lesenswert und charmant.

Der Rest der Geschichte besticht durch langatmige Langeweile und langwierige, teils ziel- und planlose Ermittlungsarbeiten. Das Hörbuch zog sich für mich wie Kaugummi, weitgehend ohne Spannung und eher dröge dahinplätschernd, dazu fand ich auch den Sprecher nur mäßig ansprechend. Weniger wäre mehr gewesen, für mich war es überladen und aufgeblasen, sodass es kaum einen Spannungsbogen gibt. Die Charaktere fand ich ebenfalls überwiegend blass und etwas hölzern, selbst die Protagonisten konnten bei mir nicht punkten. Die immer wieder eingestreuten „Prophezeiungen“ (Sätze, die Hannas verstorbener Bruder an die Wand seiner Zelle in der JVA geschrieben hat), fand ich eher verwirrend und nervig als hilfreich. Der Schluss hat mich dann allerdings für die rund 350 Seiten Vorgeplänkel entschädigt, der hat mich nämlich wirklich überrascht und mit dem Werk etwas versöhnt. Dann ergibt nämlich auch der Nachsatz des Titels „Die Wurzeln des Schmerzes“ einen Sinn. Alle Fäden laufen zusammen, es gibt keine losen Enden, wobei die Fälle meiner Meinung nach eher durch Zufall, denn durch wirkliche Ermittlungen gelöst werden. Trotzdem bin ich gespannt, was sich Katrine Engberg im zweiten Teil (auf Dänisch ist er schon erschienen und heißt „De hvide nætter“) der Serie ausdenkt. Von mir solide drei Sterne.


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