Montag, 19. Februar 2024

The Catch – Sie sagt, er sei perfekt. Doch ich weiß, dass er lügt … - T.M. Logan.

Selten hat ein Buch eine solche Sogwirkung auf mich ausgeübt, wie „The Catch – Sie sagt, er sei perfekt. Doch ich weiß, dass er lügt …“ von T.M. Logan. Da der Titel sehr viel über den Inhalt verrät, wusste ich leider schon früh, was mich erwarten würde. Anfangs kam ich auch ein bisschen schwer in die Geschichte, aber schon nach ein paar Dutzend Seiten hatte sich mich dann gepackt und nicht mehr losgelassen.

Aber von vorn.

Als die junge Lehrerin Abbie ihren Eltern ihren neuen Freund vorstellt, ist vor allem ihr Vater sehr zurückhaltend. Ryan ist 33 und damit fast zehn Jahre älter als Abbie, aber das ist nicht Eds einziges Problem. Er findet Ryan einfach zu perfekt, Typ Schwiegermutters Liebling. Er war Soldat gewesen, hat ein abgeschlossene Studium und einen soliden Job. Dazu leistet er Freiwilligendienst im Hospiz und besucht jede Woche das Grab seiner verstorbenen Mutter. Trotzdem schrillen bei Ed alle Alarmglocken, was keiner in seinem Umfeld verstehen kann, alle sind fieberhaft dabei, die Hochzeit von Abbie und Ryan vorzubereiten, die schon sechs Wochen nach dem ersten Treffen mit ihren Eltern stattfinden soll. Da er selbst zu wenig über den künftigen Schwiegersohn in Erfahrung bringen kann, seine Zweifel an ihm jedoch überbordend werden, engagiert Ed einen Privatdetektiv und verrennt sich immer mehr in seine Vorstellung, Ryan habe etwas zu verbergen. Als dann auch noch Abbies ehemaliger Freund George spurlos verschwindet, intensiviert Ed seine Nachforschungen noch mehr und entdeckt immer mehr Ungereimtheiten in Ryans Vergangenheit.

Sprachlich ist das Buch flott und einfach zu lesen, der Schreibstil ist mitreißend und die Übersetzung ist gut gelungen. Die Geschichte kommt überwiegend gewaltfrei daher. Die Spannung liegt auf der psychologischen Ebene. Ed, der fürsorgliche Vater, der nur das Beste für seine Tochter möchte, entfernt sich durch seine Besessenheit immer mehr von der ganzen Familie. Niemand kann seine Zweifel an Ryan nachvollziehen, nicht einmal seine Frau Claire, die ebenfalls nur Abbies Glück im Sinn hat.

Dabei spielt der Autor auch mit den Instinkten der Leserschaft. Wie oft habe ich während der Lektüre an meiner eigenen Wahrnehmung bezüglich Ryan und Eds Intuition gezweifelt? Bei der Beschreibung der Charaktere hält der Autor sich eher zurück. Bis auf Ryan, den er als gewinnend und charismatisch beschreibt, bleiben alle anderen eher blass und eindimensional, da ist viel Platz für Kopfkino der Leserschaft. Die verschiedenen Erzählperspektiven bringen einen guten Einblick in die Gedankengänge der Protagonisten, am meisten aber in die von Ed. Man kann fast spüren, wie er sich immer mehr in seine Ermittlungen verrennt. („Vielleicht hatte Claire recht. Verlor ich langsam den Verstand? Oder fühlte man sich so, wenn man als Einziger einen klaren Kopf bewahrte, während alle um einen herum geblendet wurden? Claire und Joyce erkannten es nicht, und Abbie war definitiv blind, auch wenn es direkt vor ihrer Nase passierte. Ich war der Einzige, der die Wahrheit sah.“)

Eigentlich bietet das Buch also alles, was so einen rundum gelungenen Thriller ausmacht. Es gibt Spannung, Sogwirkung, interessante Charaktere und einen tollen Schauplatz. Mein Problem war nicht, dass die Spannung etwas schleppend in Gang kam, denn das macht der Autor durch subtile Hinweise wett, die mein Kopfkino in Gang gesetzt haben. Auch die eher farblosen Charaktere spornten meine eigene Fantasie an. Mich störte einzig der Titel, der mir viel zu früh, viel zu viel über die Geschichte verraten hat. Der Nachsatz „doch ich weiß, dass er lügt“ zeigte für mich zu deutlich die Richtung auf, in die die Handlung gehen wird. Der Schluss ist ein bisschen zu einfach gestrickt, er bringt keine großen Überraschungen, aber er passt und bringt die Geschichte zu einem stimmigen Ende.

Ich fand das Buch trotzdem packend und unterhaltsam und konnte es nur schwer aus der Hand legen. Daher vergebe ich 4,5 Punkte, aufgerundet auf 5.


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