Dienstag, 23. April 2024

Sylter Rivalen - Ben Kryst Tomasson

 Rivalitäten, wohin man auch schaut und das in der Idylle von Sylt, dazu jede Menge Menschen mit Geheimnissen. So könnte man das neue Buch von Ben Kryst Tomasson kurz beschreiben. Allerdings würde das „Sylter Rivalen“, dem neunten Teil der Kari-Blom-ermittelt-Reihe, nicht im Mindesten gerecht. Es ist ein spannender Krimi mit Verbrechen, viel Privatleben der Ermittler, sehr viel Lokalkolorit und natürlich mit der Häkelmafia (die auch in diesem Buch eher eine Strick-Mafia ist). Für mich war es eine reine Freude.  

„Sie haben Jasper verhaftet“. So hatte sich Kriminalhauptkommissar Jonas Voss seine Elternzeit nicht vorgestellt. Unversehens muss er sich aus dem Familienleben mit seiner Frau Kari und der sechsmonatigen Tochter Lotta verabschieden und von Kiel zurück nach Sylt begeben, um seinem Sohn beizustehen. Der hatte als Aushilfe auf einem Ausflugsschiff angeheuert und als an Bord Geld gestohlen wird, wird es in seinem Rucksack gefunden. Linda Niehaus, die Kollegin, die Jonas während seiner Elternzeit vertritt, scheint sich auf Jasper eingeschossen zu haben und sucht eher zaghaft nach anderen möglichen Verdächtigen. Überhaupt macht sie sich durch ihre Arroganz und Überheblichkeit bei den meisten äußerst unbeliebt. „»Ich glaube, sie ist scharf auf deinen Posten. Deswegen will sie Jasper die Sache unbedingt in die Schuhe schieben. Weil sie denkt, dass man dich dann nach der Elternzeit irgendwo anders hin versetzt.«“, bringt Jonas‘ Kollegin Hanna Behrends ihre Vermutung auf den Punkt.

Als dann auch noch der Animateur des Schiffs, der eine Aussage zu den Diebstählen machen möchte, ermordet wird, wird es für Jasper noch enger, denn er hat kein Alibi und der junge Mann wurde mit seinem Gürtel erdrosselt. Daher reist Kari mit Baby Lotta ebenfalls nach Sylt und ermittelt undercover auf dem Schiff. Sie möchte den Täter zusammen mit der „Häkelmafia“ finden. Zuerst einmal findet sie aber ein ziemliches Chaos, denn nach genauerer Recherche hat jeder, der auf dem Schiff arbeitet, irgendeine Leiche im Keller. Schließlich handelt sich bei der „Sea Shell“ nicht um ein gewöhnliches Ausflugsschiff. Eine Zirkusfamilie hatte sich das restaurierte Schiff gekauft und bietet Rundfahrten mit angeschlossener Erlebnisfahrt an. Überwiegend arbeiten Familienmitglieder auf dem Schiff, von Familienidylle ist aber wenig zu spüren. Und je näher Kari und die Häkelmafia dem Täter kommen, desto gefährlicher wird es für sie.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten bin ich inzwischen ein großer Fan der Kari-Blom-Reihe von Ben Kryst Tomasson. Zwar war „Sylter Rivalen“ für mich erst das dritte Buch aus der Serie, aber ich habe die Lektüre sehr genossen. Das Buch war spannend, verworren und auch psychologisch überaus interessant. Da der Autor aber auch promovierter Diplom-Psychologe ist, war das wenig überraschend. Überraschend war aber trotzdem vieles an dem Buch, vor allem der Schluss, denn auf diesen Täter wäre ich im Leben nicht gekommen.

Der Spannungsbogen wird langsam, aber konstant aufgebaut, die Spannungskurve verläuft allerdings etwas auf und ab, denn zwischendurch gönnt der Autor der Leserschaft mit Exkursen ins Privatleben der Hauptcharaktere immer mal wieder Verschnaufpausen. Pausen, in denen man seine eigenen Vermutungen zur Lösung des Falls aufstellen kann, denn Verdächtige gibt es reichlich. Oft steht Baby Lotta im Mittelpunkt dieser Pausen, die ein echter Sonnenschein zu sein scheint. Viele Charaktere sind aus den vorherigen Teilen schon bekannt, werden aber immer weiter ausgearbeitet. Sprachlich finde ich das Buch sehr gelungen, es ist leicht zu lesen, sodass nichts den flüssigen Lesefluss bremst, den die rasante Geschichte verlangt. Sylt spielt in diesem Band wieder einmal eine größere Rolle, was mich sehr gefreut hat. Dazu kommen Eifersucht, Rivalitäten, den Verlust von Arbeit und Lebenswerk, manipulative und toxische Beziehungen – da war für jeden etwas dabei.

Für mich war das Buch eine rundum gelungene Lektüre. Von mir daher fünf Sterne.  


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