Freitag, 3. Mai 2024

Ostseefinsternis - Eva Almstädt

„An dieser Geschichte ist nichts einfach“ und „Es ist alles so verworren“ konstatieren zwei Charaktere in Eva Almstädts neuestem Pia-Korittki-Krimi „Ostseefinsternis“. Und das ist leicht untertrieben. Mit dem 19. Teil der Serie tischt die Autorin ihrer Leserschaft einen verworrenen Krimi mit sehr vielen Personen auf, von denen alle irgendwie miteinander verwandt zu sein scheinen. Für mich war es eine unterhaltsame Lektüre, wenn auch nicht der beste Teil der Reihe. Lediglich der Showdown zum Schluss konnte mich wirklich fesseln. Abgesehen davon hat das Buch aber viel Lokalkolorit und Familienleben. 

Aber von vorn. 

Eigentlich möchte Pia Korittki zusammen mit ihrem Lebensgefährten Marten und ihrem Sohn Felix Urlaub an der Ostsee machen. Ruhe und Entspannung sind ihr aber nur wenig vergönnt, denn in Kaltenbrode, ganz in der Nähe des Orts, in dem Marten sich ein Haus gekauft hat, wird erst Stella Böttcher überfallen, kurze Zeit später wird Benno Hagendorf tot am Strand aufgefunden. Hat der Überfall auf die junge Buchhalterin, die nebenbei noch als Bedienung in der örtlichen Kneipe arbeitete, etwas mit dem Tod des Architekten zu tun? Dazu herrscht zwischen den alteingesessenen Familien Hagendorf und Böttcher seit Jahrzehnten eine Fehde. Und dann verlieben sich Stella und der verheiratete Benno ineinander, zumal die jüngere Generation der verfeindeten Familien den Grund für die Feindschaft nicht einmal kennt. Als klar wird, dass Benno vergiftet wurde und einen Steilhang hinuntergestürzt ist, nehmen die Ermittlungen Fahrt auf. Sind noch andere Mitglieder der Familien in Gefahr?

Es ist der 19. Fall für Pia Korritki und eigentlich ist es gar nicht ihrer. Schließlich hat sie Urlaub und möchte die Herbstferien mit ihren Lieben verbringen. Es ist eher ein Freundschaftsdienst, dass sie die Kollegen vor Ort bei ihrer Arbeit unterstützt, da der Tatort nicht sehr weit von Martens Haus entfernt liegt. Und sie stößt auf komplizierte Familienzusammenhänge, die der Leserschaft dankenswerterweise durch einen Stammbaum am Anfang des Buchs verständlicher werden. Ohne diesen verliert man bei den ganzen Durcheinander leicht den Überblick, denn irgendwie sind alle miteinander verwandt. Naja, außer dem neuen Arzt im Dorf, Arne Freiwald, der gehört nicht wirklich dazu und er ist als Exfreund von Stella Böttcher einer der ersten Verdächtigen der Ermittler. Und auch die Einheimischen trauen ihm plötzlich nicht mehr über den Weg. Als jemand, der in einem kleinen Dorf wohnt, kann ich nur sagen: Sehr realistisch!

Und auch sonst ist Eva Almstädts Krimi realitätsnah, für die Leserschaft aber nicht unbedingt sehr spannend. Die seitenlangen Ermittlungen, in denen endlose Verhöre mit unzähligen Verdächtigen beschrieben werden, waren langatmig und langweilig und der Fall scheint lange Zeit nicht voranzukommen. Etwas sehr plakativ fand ich allerdings die Darstellung einiger Charaktere, vor allem, dass die Reichen (und Schönen) sehr oft die Arroganten und Unkooperativen sind. Der Spannungsbogen ist im ersten und im letzten Drittel ziemlich hoch, der Schluss ist tatsächlich richtig spannend und macht einige der Längen aus dem Mittelteil des Buchs wieder wett. Die Lösung des Falls ist stimmig, hat mich aber nicht wirklich zufrieden zurückgelassen. Nach so vielen Wendungen kommt die Auflösung für mich überraschend, aber etwas platt daher.

Der Schreibstil der Autorin ist bildhaft und man kann sich überwiegend gut in die Geschichte einfühlen. Ihre Sprache ist angenehm und flüssig zu lesen. Die Charaktere sind nach 18 Bänden gut bekannt. Dennoch schafft Eva Almstädt es immer wieder, ihren Personen neue Charakterzüge zu geben. Nach so vielen Teilen finde ich es eine echte Leistung, noch Neues im Familienleben von Pia, Marten und Felix, aber auch im Leben ihres Kollegen Heinz Broders unterzubringen.

Für mich war das Buch eine unterhaltsame nette Lektüre, wegen der zeitweise fehlenden Spannung gibt es von mir vier Sterne. 


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