Als großer Fan der „Flüsterwald“-Serie von Andreas Suchanek bin ich natürlich auch immer gespannt auf seine anderen Werke. „Magic Island - Ruf der Seelentiere“ ist der Auftakt zu einer neuen Serie. Obwohl mir das Buch gut gefallen hat, habe ich das Gefühl, dass es mit ihr ist wie mit einem Paar neuer Laufschuhe. Sowohl der Autor als auch ich müssen die neue Reihe ein bisschen „einlaufen“, um es uns in ihr so richtig bequem machen zu können. Fazit für mich daher: es ist noch Luft nach oben.
Aber von vorn.
Julian ist 15 Jahre alt und momentan gibt es in seinem Leben
nichts Wichtigeres als Hunde. Er hat ein Aggressionsproblem, seine Wut kann er,
vor allem, wenn es um Tiere geht, nicht immer kontrollieren. Daher hilft er in
seiner Freizeit bei der Tierrettung aus, wobei er „Freizeit“ dabei sehr
großzügig definiert. Schule und Hausaufgaben werden von ihm auf jeden Fall gern
vernachlässigt. An einem Morgen, an dem er ohnehin schon zu spät für die erste
Unterrichtsstunde in Richtung Schule unterwegs ist, wird er von einer
Litfaßsäule in Berlin angesaugt und auf der unbewohnten Insel Elenum wieder
ausgespuckt. Und nicht nur das. Durch ein Amulett, das auf magische Weise am
Vorabend in seinem Zimmer aufgetaucht war, kann er sein Seelenschattentier wecken,
welches natürlich ein Hund ist. Zusammen mit dem Husky Askan trifft er auf
weitere Jugendliche aus der Menschenwelt, die ebenfalls auf die Insel „gesaugt“
wurden. Aiko aus Japan mit ihrem Drachen Timur, Kiano aus Ghana mit seinem
Falken Azul und Cally aus New York machen sich mit Julian auf die Mission, die
die Insel retten soll. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, denn das Böse ist
den Helden immer einen kleinen Schritt voraus. Und es weiß über ihre Taten
bestens Bescheid.
Ich mag die Bücher von Andreas Suchanek sehr, sowohl seine
Bücher für Kinder und Teenager als auch seine Krimis. „Ruf der Seelentiere“ ist
das erste seiner Werke, das mich nicht vom Fleck weg begeistert, eventuell bin
ich inzwischen für Bücher dieser Art schlicht zu alt. Die Geschichte ist
spannend erzählt, in sich stimmig und es fehlt auch nicht an Magie. Auch der
starke Focus auf Freundschaft, Vertrauen und Zusammenarbeit ist schön zu lesen,
das bin ich vom Autor aus seinen anderen Büchern so gewohnt. Der Spannungsbogen
ist stellenweise sehr hoch und wird zunehmend höher, je mehr die Helden wissen,
worum es geht und was überhaupt ihre Mission ist.
Was ich aber wirklich gewöhnungsbedürftig finde (und was mir
das Gefühl gibt, echt zu alt für dieses Buch zu sein) ist die Sprache, derer
sich Andreas Suchanek bedient. Zwar stellen alle Protagonisten schnell fest,
dass sie und die Seelenschattentiere die Sprache der jeweils anderen problemlos
sprechen und verstehen und trotzdem schreibt er in einer Form von „Denglisch“,
die zwar modern sein mag, aber für mich unangenehm zu lesen ist. „»Ist Milo
dein Boyfriend?«, fragte Cally.“, ist ein Beispiel neben der Verwendung von
Worten wie „nice“ oder „cute“ und an einer Stelle ist ein kompletter Absatz auf
Englisch. Natürlich weiß ich, was es heißt, und ich weiß auch, dass „die
Jugend“ heute so spricht. Aber trotzdem frage ich mich: Muss das sein?
Für mich hat das Buch dadurch leider sehr viel an seinem
Reiz verloren. Schade drum, denn es gab sehr viel Potential, das der Autor auch
noch nicht voll ausgeschöpft hat. Die vier Jugendlichen, die als gemeinsamen
Nenner ihre Probleme mit den Eltern haben, denen immer wieder ihre Schwächen
klargemacht werden und sie lange brauchen, um zu erkennen, dass in ihren
Schwächen auch Stärke liegen kann – das ist doch vermutlich etwas, womit sich
jeder identifizieren kann. Das Drumherum mit einer geheimnisvollen Insel, einer
Unbekannten, die vor 20 Jahren die Artefakte auf die Reise geschickt hat, die
nun die Jugendlichen auf die Insel bringt, Magie, Verfolgungsjagden und der
immerwährende Kampf Gut gegen Böse ist natürlich etwas, das man schon Hunderte
Male so oder ein bisschen anders gelesen hat. Manche Dinge erinnern sogar
extrem an andere Bücher, welche, kann ich hier aus Spoiler-Gründen nicht
schreiben.
Ich fand das Buch spannend, trotz der sprachlichen Abzüge
flüssig zu lesen und fantasievoll und liebevoll ausgestaltet. Von mir gibt es,
wegen der für mich allzu „freshen“ Sprache und weil nicht alles hundertprozentig
ausgegoren ist, vier Sterne.
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