Freitag, 24. Oktober 2025

Lügendorf - Eva Reichl

„Lügendorf“ ist mein erstes Buch von Eva Reichl und ich bin wirklich traurig, dass ich die beiden anderen Teile der Trilogie (noch) nicht kenne. So bin ich ohne Vorkenntnisse in den Krimi gestolpert und bin froh, dass die Autorin alle Wissenslücken gewissenhaft füllt und ich keine Verständnisprobleme hatte. So konnte mich „Lügendorf“ vollauf begeistern.

Aber von vorn.

Diana Heller hat sich in dem Dorf im Mühlviertel, in dem sie aufgewachsen ist, ein altes renovierungsbedürftiges Haus gekauft. Vorher hatte sie mit ihrem Mann auf dem elterlichen Hof gelebt. Nach dem Tod ihres Mannes (Thema im Krimi „Todesdorf“) hat ihr Bruder Alexander den Hof zusammen mit seinem Lebensgefährten Florian übernommen. Diana renoviert ihr neues Zuhause und auf einem Spaziergang trifft sie auf drei Kinder, die an einem Bachufer menschliche Knochen gefunden haben. Schnell wird klar, dass es sich bei dem Skelett um die vor 14 Jahren verschwundene Stefanie Sipenthaler handelt. Alle hatten geglaubt, Stefanie sei einfach nur weggelaufen, aber jetzt ist klar: sie wurde erschlagen, denn ihr Schädel weist schwere Brüche auf. Diana, Stefanie und Nora waren damals in einer Klasse und mehr oder weniger befreundet, hauptsächlich war Diana aber von Stefanie drangsaliert worden. Nora war mit beiden befreundet und ist inzwischen eine enge Freundin von Diana.  Da Stefanie vor ihrem Verschwinden unschöne Dinge über Nora in ihr Tagebuch geschrieben hat, wird sie für die Polizei schnell zur Hauptverdächtigen. Aber auch Diana rückt in den Fokus der Ermittler und muss selbst anfangen, den Mörder zu suchen.

„Lügendorf“ ist sowohl ein Titel, der gut in die Serie passt (die anderen Bücher heißen „Todesdorf“ und „Rachedorf“), als auch ein Titel, der das Buch hervorragend zusammenfasst. In diesem Dorf gibt es so viele Lügen, dass es mir beim Lesen ganz schwindelig wurde. Gewöhnungsbedürftig fand ich den österreichischen Dialekt, in dem die Autorin manche Dialoge schreibt, aber, Hut ab dafür, dass sie es kann. Manches musste ich mir laut vorlesen, was das Verständnis erleichterte. Das macht das Buch sprachlich sehr besonders. Das Konstrukt „Dorfleben“ beschreibt sie hervorragend, ich lebe in einem Dorf mit etwa 200 Einwohnern und kann es beurteilen. Dorftratsch ist hier mindestens mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs, wenn nicht noch schneller und Gerüchte sind hartnäckig und schwer aus der Welt zu schaffen. 

Dass dieser Krimi mich so packen würde und ich ihn so dermaßen spannend finden würde, hat mich wirklich überrascht. Zwar hatte ich schnell eine Ahnung, wer der Täter ist, aber das tat der Spannung für ich keinen Abbruch. Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und muss dringend die beiden anderen Teile der Serie auch noch lesen. Mit Diana Heller hat Eva Reichl eine ganz besondere Protagonistin geschaffen. Sie ist sehr weit davon entfernt, eine Heldin zu sein, sie ist nicht einmal wirklich sympathisch. Aber sie ist bodenständig, arbeitet fleißig an der Renovierung ihres Hauses und ist in Dorf und Familie fest verwurzelt. Sie hat im Dorf keinen leichten Stand und einige Päckchen zu tragen, kämpft sich aber durch. Die anderen Charaktere sind neben ihr ein bisschen blass, aber durchaus dreidimensional dargestellt. 

Beim Täter hatte ich schon sehr früh den richtigen Riecher, aber die Ermittlungen, die dann zur Lösung des Falls führen, fand ich trotzdem rasant spannend, zumal die Frage nach dem Motiv immer noch über allem schwebte und die Autorin einige Wendungen einbaut. Ich habe das Buch sehr gern gelesen. Von mir fünf Sterne. 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.