Sonntag, 9. Dezember 2018

Verschollen in der Poison Bay - Belinda Pollard


Fast 10 Jahre nach ihrem Schulabschluss lädt Bryan seine damalige Clique, bestehend aus sieben Mitschülern, auf eine zehntägige Wanderung in seine neuseeländische Heimat ein. Die ursprünglich neunte im Bunde hatte sich auf der Schulabschluss-Fete vor ihren Augen erschossen.
Mit dieser Erinnerung im Hinterkopf machen sich die verbliebenen 8 Freunde auf die Wanderung, aber sind sie denn überhaupt noch Freunde? Waren sie es jemals? Eigentlich ist keiner von ihnen ein begeisterter Wanderer oder Outdoor-Fan, aber Bryan ist ein sehr überzeugender, um nicht zu sagen: manipulativer Mensch, und so findet sich die komplette restliche Clique ein, um diese Wanderung mit ihm zu unternehmen.
Das Buch ist psychologisch extrem geschickt gestrickt. Genauso wie die Teilnehmer der Wanderung weiß der Leser irgendwann nicht mehr, wer Freund und wer Feind ist, wem man trauen kann und wem nicht. Und nach und nach werden es immer weniger Wanderer, wie im Kinderlied sind es erst 9, dann 8, dann 7 und dann noch weniger. Denn mit der Zeit kämpfen alle: gegen die Naturgewalten (Schneestürme, Erdrutsche, sintflutartiger Regen), gegen sich selbst (die Tour verlangt allen extrem viel körperliche Fitness, Durchhaltevermögen und Kraft ab) und auch gegeneinander, denn keiner weiß mehr, wem er trauen kann.
Und das alles vor der zauberhaft geschilderten Kulisse Neuseelands.
Nach einigen Startschwierigkeiten hat mich das Buch gefesselt. Vor allem hatte ich anfangs Probleme damit, die verschiedenen Protagonisten auseinanderzuhalten. Wer von den Teilnehmern an der Wanderung war denn nun die alleinerziehende Mutter? Und wer der Anwalt? Und wer hatte sich gerade vom Lebensabschnittgefährten getrennt? Und dann sind da noch die Personen außerhalb der Wandergruppe. Der Polizeibeamte, der Pilot und die Mutter einer der Teilnehmerinnen.
Nachdem ich da den Überblick gewonnen hatte, steckte ich schon mitten in der Wanderung durchs neuseeländische Hochland und konnte vor lauter anschaulicher Schilderungen den Schneesturm und den Erdrutsch praktisch fühlen, die Angst und Verzweiflung spüren. Und ich habe mit jeder Person mitgelitten, auch wenn ich nicht wusste, was sie tatsächlich im Schilde führt. Denn eines ist klar: in der Gruppe gibt es einen, der den anderen nicht wohlgesonnen ist. Schließlich werden sie ja immer weniger und an einen mordlustigen Fremden außerhalb der Gruppe habe ich zu keiner Zeit geglaubt.
Alles in allem fand ich das Buch eine spannend und mitreißend geschriebene Mischung aus psycho-Krimi und Abenteuerroman, die Sprache ist leicht verständlich, so dass sich das Buch sehr flüssig liest. Es macht auch große Lust auf den zweiten Teil.
Eindeutige 4 Sterne

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