Ich mag Hörbücher. Ich mag Krimis mit psychologischer Komponente. Daher habe ich mich auf „Die Verborgenen“ von Linus Geschke sehr gefreut. Aber schon sehr schnell wich die Freude einer gewissen Enttäuschung. Das Hörbuch zog sich wie Kaugummi, Spannung kam für mich so gut wie überhaupt keine auf und selbst als ich es (für mich völlig untypisch) auf erhöhter Geschwindigkeit gehört habe, habe ich mich immer noch gelangweilt. Nein, leider konnte dieses Hörbuch bei mir überhaupt nicht punkten.
Aber von vorn.
Lokaljournalist Sven Hoffmann, seine Frau Franziska und ihre 17jährige Tochter Tabea wohnen in einem idyllisch gelegenen Haus an der Nordsee, unweit der Küste. Allerdings haben sowohl die Idylle im Ort als auch die in der Familie Risse. Die Ehe von Sven und Franziska kriselt, beide haben außereheliche Affären, zudem wird Tabeas Schulfreundin Rebecca seit einigen Tagen vermisst, was die Stimmung im Ort und in der Familie angespannt macht. Aber nicht nur das. Das Haus der Familie wird erst von einem völlig Fremden sondiert, dann zieht er unbemerkt auf den Dachboden. Er lebt gänzlich unbemerkt neben der Familie her, hinterlässt aber immer wieder Spuren, die für Verwirrung, aber auch für Misstrauen unter den Familienmitgliedern sorgen. Die Risse in der Heile-Familien-Fassade werden größer, sie bröckelt und bricht schließlich zusammen.
So weit, so gut.
Das Thema „Phrogger“ (es gibt tatsächlich einen Fachbegriff für Menschen, die heimlich in fremden Häusern wohnen!) fand ich sehr interessant. Einerseits war es informativ, was in den Köpfen der Phrogger vorgeht, was ihre Ziele und Motive sind, andererseits zeigt das (Hör)Buch auch die andere Seite. Was macht es mit einer Familie, wenn sie von einem Phrogger heimgesucht wird? Das Thema hätte sehr viel Potential gehabt, leider schaffte der Autor es nicht, mich mit seinen Ausführungen zu packen. Vielleicht hätte das Buch es besser geschafft, die Art des Lesens der Sprecher war mir zu monoton und leidenschaftslos, was bei mir zusätzlich jede eventuell aufkommende Spannung direkt im Keim wieder erstickte.
Die Charaktere fand ich allesamt sehr blass und eindimensional. Sympathie konnte ich für keinen empfinden, sie blieben mir alle von Anfang an egal. Dass die verschiedenen Erzählstränge jeweils einer Hauptperson zugeordnet sind, die sie in der „Ich“ Form erzählen, brachte mir die Personen auch nicht näher. Einen Spannungsbogen konnte ich im Buch kaum feststellen. Als am Ende des 1. Teils die Identität des Phroggers aufgedeckt wird, war ich etwas überrascht, mehr aber auch nicht. Den Rest des (Hör)Buchs fand ich überwiegend vorhersehbar und alles in allem sehr konstruiert. Manchmal fehlte mich auch der rote Faden in der Geschichte und die wirkliche Positionierung im Genre. Ist es ein Psychodrama über eine kriselnde Ehe, ein Psychokrimi oder einfach nur ein Krimi? Ganz sicher ist es aber nicht der von Amazon angepriesene „Psychothriller der Extraklasse“. Ist der Phrogger das eigentliche Thema? Die Ehe von Sven und Franziska mit ihren Fremdgeh-Eskapaden und ihrer ewigen Heimlichtuerei? Oder der Mord an Rebecca und die Geschichte drumherum? Bei der Themenauswahl wäre weniger vielleicht auch mehr gewesen und der Autor hätte sich besser auf einen Schwerpunkt konzentriert als das Buch thematisch leicht zu überfrachten.
Wie gesagt: vielleicht hätte das Buch für mich als „richtiges“ Buch besser funktioniert, in der Umsetzung als Hörbuch war es auf jeden Fall nichts für mich. Von mir daher für die gute Idee dahinter zwei Sterne.
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