Mit „Tödlich rauscht die Brandung“ hat Kate Penrose den siebten Teil der Serie um Detective Inspector Ben Kitto vorgelegt. Für mich war es ein Buch, das sowohl die Sehnsucht nach Cornwall, den Wunsch nach der Einsamkeit der Scilly-Inseln, als auch eine etwas beklemmend klaustrophobische Atmosphäre wachrief.
Die letzten Tage vor seiner Hochzeit hatte sich Detective Inspector Benesek „Ben“ Kitto wirklich anders vorgestellt. Eigentlich wollte er seiner zukünftigen Frau Nina bei den Vorbereitungen helfen oder sich wenigstens ab und zu um den drei Monate alten Sohn Noah kümmern. Stattdessen ist er sowohl bei der Seenotrettung als auch bei der Polizeiarbeit völlig eingespannt. Der junge Seenotretter-Kollege Jeremy „Jez“ Cardew ist auf See verschollen. Er ist trotz seines jungen Alters ein erfahrener Kapitän und wurde für seinen Einsatz als Seenotretter bereits ausgezeichnet. Nach längerer Suche wird Jez‘ Boot zwischen St. Mary’s und St. Agnes gefunden, einige Zeit später erst seine abgetrennte Hand und dann seine schrecklich zugerichtete Leiche. Einen natürlichen Tod schließen die Ermittler aus, denn an der Leiche des Neunundzwanzigjährigen ist mit Draht eine Tapferkeitsmedaille befestigt.
Verdächtige gibt es in diesem Fall einige. Da ist Jez‘ Mitbewohner Sam Austell, ein vorbestrafter junger Mann, der von den Inseln stammt, nach seiner Haftentlassung aber in der alten Heimat nicht mehr Fuß fassen kann. Callum Moyle, der cholerische und undurchsichtige Vermieter und Arbeitgeber von Jez und Sam hat ganz offensichtlich etwas zu verbergen. Auch Jez‘ ehemalige Freundin Anna Dawlish (sie ist auch eine ex Freundin von Ben) hätte einen Grund, ihn zu hassen. Jez hatte die zehn Jahre ältere Mutter einer Tochter überraschend verlassen, nachdem er ihr einen Heiratsantrag gemacht hatte. Hatte er weitere „Frauengeschichten“ auf den Inseln? Etwa gar mit verheirateten Frauen? Als Molly Bligh verschwindet, die ebenfalls eine ex Freundin von Jez ist, läuft Ben und seinem Team langsam die Zeit davon. Wer von den Verdächtigen hat das stärkste Motiv? Ist der Täter überhaupt einer von ihnen? Geht es um persönliche Rache oder um allgemeinen Hass auf die Seenotretter? Und was hat es mit den Anstecknadeln auf sich, die Mitglieder der Seenotrettung zusammen mit einem Zitat aus William Shakespeares „Der Sturm“ per Post bekommen?
Da hat uns Kate Penrose ja mal wieder einen rasanten Krimi aufgetischt! Von der ersten bis zur letzten Seite herrschte Spannung, die gegen Ende ins schier unermessliche wuchs. Sprachlich fand ich das Buch ansprechend und flüssig zu lesen. Die beiden Handlungsstränge werden aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, einer aus der Sicht von Ben in der ich-Form, der andere aus der Sicht von Sam, allerdings von einem außenstehenden Erzähler. Auch psychologisch hat das Buch bis hin zum (für mich) überraschenden Schluss einiges zu bieten. Liebesgeschichten, Eifersucht, Neid und blanker Hass sind da nur einige der Themen. Die Charaktere sind detailliert und dreidimensional ausgearbeitet. Ben ist den Kennern der Reihe ja bekannt, seine Entwicklung im Laufe der Zeit ist beachtlich. Aber auch in diesem Buch hat jeder Charakter seine Eigenheiten und seine ganz eigenen Probleme. Jez kämpfte mit einer (lebens)wichtigen Entscheidung. Sam, der Kleinkriminelle, den Ben vor einigen Jahren verhaftet hat und der jetzt wieder zurück auf den Inseln ist, möchte einfach wieder ein normales Leben führen. Er ist aber das lebende Beispiel für das englische geflügelte Wort „to give a dog a bad name and hang him“, er kann seine Vergangenheit nicht ablegen und ist darauf angewiesen, dass die Leute ihm eine Chance zur Rehabilitation geben.
Alles in allem war das Buch für mich ein echtes Highlight und ich habe die Lektüre sehr genossen. Von mir fünf Sterne und ich warte ungeduldig auf den nächsten Teil.
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