Zwar ist es noch ein bisschen früh für Weihnachtsstimmung und Vanillekipferl, aber ich habe mich dennoch an Ben Kryst Tomassons „Der Weihnachtsmordclub“ gewagt. So wirklich in Vorweihnachtsstimmung kam ich mit dem Buch aber auch nicht, es hat mich schlicht nicht vom Hocker gerissen. Zwar ermitteln die „Häkeldamen“, die man aus den „Sylt“-Krimis kennt, wieder einmal in einem Mordfall, die Geschichte weist aber so viele Verdächtige und Motive auf, dass ich sie hoffnungslos überladen und übertrieben fand. Da ich schon einige Bücher des Autors gelesen habe, hatte ich mehr erwartet.
Aber von vorn.
Vorweihnachtszeit auf Sylt und die vier Häkeldamen haben
Langeweile. Ihre Kinder haben beschlossen, sie über die Feiertage nicht zu
besuchen und Kari Blohm und ihr Mann Jonas Voss verbringen das Fest mit
Töchterchen Lotta in Kiel. Bevor ihnen vollends die Decke auf den Kopf fällt,
beschließen Marijke, Witta, Alma und Grethe, den Weihnachtsbasar und das
Krippenspiel in Archsum zu unterstützen. Schließlich plant die Kirchengemeinde zudem
noch einen Back- und Handarbeitswettbewerb, bei dem es Eintrittskarten für ein
Musical zu gewinnen gibt. Aber, wie im Umfeld der Damen nicht anders zu
erwarten, überschlagen sich die Ereignisse schnell: zuerst verschwindet die
Kollekte der Gemeinde, dann ein Strickmuster, danach das Rezept für
Vanillekipferl. Dann, als wäre das noch nicht genug Trubel für die kleine
Gemeinde, wird die Jugendleiterin vom Stern von Bethlehem erschlagen. Natürlich
nehmen die Häkeldamen Ermittlungen auf, wobei sie sich selbst in höchste Gefahr
begeben.
Marijke, Witta, Alma und Grethe sind als das lustige
Witwenquartett aus den „Sylt“-Krimis bekannt, in denen sie (mehr oder weniger)
gemeinsam mit der Undercover Ermittlerin Kari Blohm Kriminalfälle lösen. Jetzt
haben sie ihr erstes eigenes Buch bekommen, ich muss aber sagen, dass es dem
Autor bei weitem nicht so gut gelungen ist, wie die anderen. Ich fand die
Geschichte reichlich übertrieben und überladen. Mich hat die Fülle an
Verdächtigen mit schlüssigen Motiven nicht zum Miträtseln animiert, sondern
eher dazu, die eine oder andere Seite zu überblättern. Sprachlich fand ich den
Roman gelungen, grundsätzlich war er auch unterhaltsam, mehr aber auch nicht.
Neben den vier Protagonistinnen sind die anderen Charaktere ein bisschen blass
beschrieben, aber jede und jeder hat speziellen Merkmale, allerdings finden
sich auch viele Stereotype. Den Häkeldamen muss man jedoch zugutehalten, dass
sie im Verlauf der Geschichte einiges dazugelernt haben, wie beispielsweise,
dass auch Männer Lidschatten tragen dürfen und dass Hausfrau durchaus ein Beruf
ist, sogar eine Vollzeitbeschäftigung.
Lokalkolorit kann bei diesem Buch nicht aufkommen, es spielt
überwiegend rund um die Archsumer Kirche. Der Spannungsbogen hielt sich für
mich in Grenzen, der Schluss ist stimmig und der Weg zur Auflösung steinig und
verworren. Begeistert hat mich das Buch nicht, aber unterhalten. Ich nehme für
mich die Erkenntnis daraus mit, dass ich für Cosy Crimes nicht geschaffen bin,
was vermutlich als schrullig und charmant gedacht war, fand ich zum Teil
einfach nur übertrieben. Das ständige Herumreiten auf den Berufen der
verstorbenen Ehemänner („Mein verstorbener Mann Wilhelm war Landarzt in Kampen“
und die häufige Erwähnung der „Bäckerwitwe“) fand ich mit der Zeit ebenso
anstrengend wie die Tatsache, dass in jedem Buch die Automarke bis ins Detail
genannt wird, dieses Mal ist es ein schneeweißer Toyota Corolla Cross Hybrid. Ein
nettes Extra ist aber das Rezept für Vanillekipferl am Schluss. Von mir gibt es
drei Sterne.
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