„Cop Town“ ist ein Stand-Alone-Thriller von Karin Slaughter aus dem Jahr 2015. Es ist für mich nicht wirklich ein Thriller, sondern mehr ein gesellschaftskritischer Roman mit viel Gewalt und einigen Toten, außerdem fand ich es zu langatmig und zu wenig spannend. Die Tatsache, dass es mir beim Lesen ein sehr unangenehmes Gefühl in der Magengegend bescherte, liegt eher an der aktuellen politischen Situation als an dem Buch an sich, denn gefühlt sind die USA auf dem besten Weg zurück in die Zeiten, die in diesem Buch beschrieben werden. Dennoch ist es für mich eines der schwächsten Bücher von Karin Slaughter.
Aber von vorn.
Die Polizei in Atlanta ist im Ausnahmezustand. Ein Killer
scheint wahllos Polizisten zu erschießen, fünf Opfer sind schon zu beklagen.
Die Polizei schwört eher auf Rache als auf eine saubere Aufklärung der Morde.
Mittendrin sind Maggie Lawson und Kate Murphy. Maggies Bruder Jimmy war dabei,
als sein Partner Don erschossen wurde, die verwitwete Kate ist neu bei der
Polizei. Niemand nimmt die beiden ernst, also ermitteln sie zusammen und kämpfen
gegen Ignoranz und Hass von allen Seiten. Schnell entdecken sie, dass die
Zeugenaussage von Maggies Bruder Jimmy so nicht stimmen kann. Will er etwas
vertuschen?
Wow. In diesem Buch prallen völlig unterschiedliche Charaktere
aufeinander. Auf der einen Seite: die Männer. Karin Slaughter beschreibt die
Polizei von Atlanta des Jahres 1974 als eine misogyne, antisemitische,
hasserfüllte und oft betrunkene Gruppe von selbstherrlichen Rassisten. Auf der
anderen Seite, ebenso stereotyp: die Frauen. Diese sind eine inhomogene Gruppe,
in der statt Solidarität eine gewisse „Stutenbissigkeit“ und Zickenkrieg herrschen. Kate als Neue hat es schwer. Sie stammt aus
einer reichen jüdischen Familie, ihr Mann ist in Vietnam gefallen und es ist
ihr erster Job. Maggie kommt hingegen aus einer eher einfachen Familie, ihr
Onkel Terry und ihr Bruder sind ebenfalls bei der Polizei, ihrer Mutter wäre es
lieber, sie würde als Sekretärin arbeiten. Beide Frauen haben unterschiedliche Gründe,
wieso sie zur Polizei gegangen sind, aber beide wollen sich beweisen und ihren
Platz innerhalb der Truppe behaupten.
Erzählt wird die Geschichte von einem externen Erzähler
jeweils mit Maggie oder/und Kate als Mittelpunkt, in einigen spielt aber der
Täter die Hauptrolle und man erfährt aus erster Hand etwas über seine Ziele und
Motive. Das steigert einerseits die Spannung, weil man dazu angehalten wird,
mitzuraten, wer sich hinter dem „Fox“ verbirgt, andererseits steigert es aber
auch den Abscheu-Faktor, denn die Gründe für die Taten sind weder hehr noch
dienen seine Taten der Wiederherstellung von „Recht und Ordnung“. Es ist vielmehr
Selbstjustiz aus absolut niederen Beweggründen.
Sprachlich ist das Buch so, wie man es von Karin Slaughter
gewöhnt ist: vulgär, primitiv und brutal. Da hört aber für mich auch schon die
Ähnlichkeit zu ihren anderen Büchern auf. Obwohl sich die Geschichte nur über
einen Zeitraum von vier Tagen erstreckt, fand ich „Cop Town“ zu langatmig, zu
voller Nebensächlichkeiten und insgesamt zu wenig spannend. Es ist für mich
kein Thriller, sondern vielmehr ein gesellschaftskritischer Roman rund um einen
durchgeknallten Massenmörder. Die Jagd auf ihn verkommt aber schnell zur
Nebenhandlung. Die Themen Rassismus und Frauen-Juden-Schwulenhass sind von der
Autorin durchaus gut beschrieben, ebenso das unkollegiale Verhalten der
Polizisten untereinander, die Stutenbissigkeit unter den Frauen und die
aufkeimende Emanzipation gegen das immer noch vorherrschende Patriarchat.
Karin Slaughter hat zu diesem Thema sicherlich gründlich
recherchiert. Sie beschreibt die Probleme weiblicher Polizeibeamter auch in
ihrem Buch „Blutige Fesseln“, einem Teil der Georgia-Serie. Dieses fand ich
allerdings um Klassen besser, wer also einen Thriller mit dem Themenschwerpunkt
lesen möchte, dem sei dieses Buch eher ans Herz gelegt. Für „Cop Town“ reicht
es bei mir nur für drei Sterne.
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