„Enna Andersen und die dunklen Tage“ ist der Titel des siebten Regio-Krimis von Anna Johannsen. Vorab muss ich zu den Enna-Andersen-Büchern eines sagen: ich mag sie einfach. Ich mag die Protagonisten, ihre Art, ihre Herangehensweise an die Fälle und natürlich mag ich auch den Schreibstil der Autorin. Daher bin ich auch durch das neueste Buch durchgeflogen und war am Schluss (wie meistens) traurig, dass es zu Ende war.
Aber von vorn.
Zinar Kawki ist der Neuzugang in Enna Andersens Oldenburger Cold-Case-Team. Daher darf er den neuen Fall aus dem Lostopf ziehen. Das Los fällt auf einen fünf Jahre alten Fall, bei dem eine junge Servicekraft auf Spiekeroog erst verschwand und später tot am Strand aufgefunden wurde. Offenbar wurde sie mit einer Giftinjektion getötet. Es handelt sich dabei um das Gift einer südamerikanischen Schlange, das sehr langsam wirkt, erst grippeähnliche Symptome verursacht und dann zu einem Multiorganversagen führt. Im Zuge der Ermittlungen stoßen Enna und ihre Kollegen auf ähnliche Fälle, alle mit einem zeitlichen Abstand von etwa 20 Monaten. Zudem hatten die Opfer eines gemeinsam: sie litten alle unter Depressionen. Handelt es sich beim Täter um einen Serienkiller?
Natürlich kommt auch das Privatleben der Protagonisten nicht zu kurz. Kenner der Serie haben die Entwicklungen aller Charaktere miterleben dürfen. Enna und Aaron planen ihre Heirat und Enna hadert zunehmend damit, dass sie vor lauter Arbeit zu wenig Zeit für die Familie, vor allem für ihren Sohn Elias, hat. Pia Sims und ihre Lebensgefährtin Alina stehen ebenfalls kurz vor ihrer Hochzeit und sind mitten in der Familienplanung. Sehr schön fand ich im Laufe der Serie die Entwicklung von Jan Paulsen vom Raubein zum sympathischen, umgänglichen und verlässlichen Kollegen. Eine große Rolle in den Ermittlungen spielt natürlich auch wieder Jens, der mit seiner ruhigen und besonnenen Art im Hintergrund für die Informationen sorgt. Der Neuzugang Zinar scheint sehr gut ins Team zu passen. Der Sohn kurdischer Einwanderer bringt frischen Wind in die kleine Truppe. Seine Erfahrungen, die er wegen seines Migrationshintergrundes gemacht hat, für einige neue Blickwinkel.
Mir hat „Enna Andersen und die dunklen Tage“ sehr gut gefallen. Die Krimis sind überwiegend unblutig und die Autorin kommt fast komplett ohne Kraftausdrücke oder derbe Sprache aus. Daher fand ich das Buch sprachlich genauso ansprechend und gut zu lesen wie die Vorgänger in der Reihe. Es gibt auch wieder eine Menge Lokalkolorit, nachdem der letzte Fall („Enna Andersen und das weite Land“) die Ermittler an den Jadebusen geschickt hatte, führt sie dieser unter anderem nach Spiekeroog. Das Team hat sich im Lauf der Zeit ordentlich zusammengerauft, allerdings sind die Streitereien mit den verschiedenen Vertretern der Staatsanwaltschaft wegen diverser Beschlüsse immer nervig, aber sicher sehr realistisch beschrieben. Bei der Beschreibung der verschiedenen Charaktere hat die Autorin sich in diesem Band meiner Meinung nach sehr zurückgehalten, vor allem die Protagonisten (mit Ausnahme von Zinar) scheinen in den anderen Teilen zur Genüge beschrieben zu sein, sodass man das Buch einzeln lesen kann, man für ein umfassendes Bild aber die anderen Bücher auch kennen sollte. Da diese aber ebenso gut und lesenswert sind, empfiehlt sich das ohnehin.
„Enna Andersen und die dunklen Tage“ war für mich ein solider und spannender Krimi. Das einzige Manko an dem Fall fand ich, dass man nicht erfährt, um welche Giftschlange es sich handelt, aber das ist eine Spitzfindigkeit meinerseits. Der Schluss hat mich überrascht, ist aber natürlich stimmig. Ich hoffe auf eine Fortsetzung der Reihe und vor allem eine Rückkehr von Enna Andersen aus ihrer angekündigten beruflichen Auszeit. Von mir fünf Sterne.
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