Montag, 10. Februar 2025

Never Knowing. Endlose Angst - Chevy Stevens

„Never Knowing - Endlose Angst“ war mein erstes Buch der kanadischen Autorin Chevy Stevens. Das Buch und ich hatten einen holprigen Start miteinander, deshalb lag es auch fast zwei Jahre auf meiner „Noch zu Lesen“-Liste. Als ich dann aber in die Geschichte hineingefunden hatte, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Die psychologische Spannung in dem Buch hat mich vollkommen gebannt.

Aber von vorn.

Sara wusste schon immer, dass ihre Eltern sie adoptiert haben, als sie noch ein Baby war. Das Verhältnis zu ihrer Mutter ist sehr eng, das zu ihrem Vater etwas angespannt. Nun steht Sara, die selbst eine sechsjährige Tochter hat, kurz vor ihrer Hochzeit. Daher macht sie sich auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter. Sie findet sie, ihre Mutter möchte aber nichts mit ihr zu tun haben. Aber Sara lässt nicht locker, denn sie möchte auch wissen, wer ihr leiblicher Vater ist. Die Antwort, die sie bekommt, verändert allerdings ihr ganzes Leben: ihr Vater ist ein Serienkiller, ihre Mutter war eines seiner Opfer, das überlebt hat. Sie selbst entstand vor über 35 Jahren bei einer Gewalttat. Und plötzlich meldet sich ihr Vater bei ihr. Er fängt an, ihr Geschenke zu schicken, ruft sie immer wieder an und fordert ihre Aufmerksamkeit. Sara muss sich und ihr Umfeld vor ihm schützen, gleichzeitig treibt sie die Frage um, wie viel von den schlechten Eigenschaften ihres Erzeugers in ihr schlummern und wozu sie dadurch selbst fähig ist. Ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt.

Die Idee hinter dem Buch fand ich ganz hervorragend. Auch der Aufbau, die Erzählung in Form von Therapiegesprächen zu gestalten, lag mir sehr gut, wobei man das meistens sowieso nur am Anfang der Kapitel bemerkt, wenn Sara ihre Therapeutin direkt anspricht. Obwohl ich anfangs etwas schwierig in die Geschichte fand, entwickelte sie dann einen Sog, dem ich nicht entkommen konnte. Auch sprachlich fand ich das Buch ansprechend, der Spannungsbogen entwickelt sich exponentiell von anfangs sehr flach bis enorm hoch in Richtung Schluss. Allerdings fand ich das Buch alles in allem ein wenig lang und einige Passagen hätte man getrost kürzerfassen können. Der psychologische Aspekt der Problematik wurde von der Autorin sehr gut herausgearbeitet und trieb unterschwellig (zumindest bei mir) die Spannung noch voran.

Die Charaktere sind teilweise sehr gut und detailreich ausgearbeitet, andere hingegen bleiben blass und eindimensional. Da ist auf der einen Seite das Adoptivkind, dass seine Wurzeln kennenlernen möchte. Sara steht mit ihrem Wunsch ziemlich allein da. Ihr Verlobter Evan unterstützt sie anfangs, ihm und allen anderen um sie herum wird das alles aber nach und nach zu viel. Die Adoptiveltern sind zwiegespalten, vor allem die Mutter fühlt sich brüskiert. Die leibliche Mutter mauert, wie man schnell erfährt, aus gutem Grund. Und dann ist da natürlich der leibliche Vater, genannt John, der wie ein stetiger Schatten über allem hängt. Bei allem, was er sagt und tut, muss man nämlich immer im Hinterkopf behalten, dass er ein gesuchter Mörder ist. Psychologisch ist das alles sehr spannend, aber sehr oft auch mehr psycho als Thriller. Auch die Frage, wie viel des eigenen Charakters durch Genetik bestimmt ist, und was durch Erziehung entsteht, ist interessant und wird durch Saras immer stärker werdende Selbstzweifel gut beleuchtet. Allerdings fallen andere Charaktere (beispielsweise Saras Adoptivvater) eher durchs Raster und auch die ermittelnden Polizeibeamten, die auf der Suche nach „John“ sind, fand ich sehr blass. 

Insgesamt fand ich das Buch aber spannend und unterhaltsam, wenn auch ein bisschen lang. Zudem fand ich das Ende zwar schlüssig und okay, aber auch sehr vorhersehbar. Als Extra ist im Anhang des Buchs eine Kurzgeschichte mit dem Titel „Die andere Seite – Sandys Geschichte“, wo einiges aus der Sicht der ermittelnden Polizistin erzählt wird. Nett, erklärt noch ein paar Hintergründe, aber wirklich gebraucht hätte ich es nicht wirklich. Von mir gibt es vier Sterne. 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.