Montag, 15. Dezember 2025

Und Großvater atmete mit den Wellen - Trude Teige

„Und Großvater atmete mit den Wellen“ ist das zweite Buch von Trude Teige aus ihrer Reihe um Juni Bjerkes Familie. Nachdem ich „Als Großmutter im Regen tanzte“ sehr gern gelesen habe, war ich auf dieses Buch sehr gespannt. Schlecht fand ich es nicht, aber es hat mich nicht so in seinen Bann gezogen wie sein Vorgänger. 

Aber von vorn.

Nachdem Juni Bjerke in „Als Großmutter im Regen tanzte“ die Geschichte ihrer Großmutter Tekla nachvollzogen hat, steht jetzt ihr Großvater Konrad im Mittelpunkt. Die Leserschaft begleitet ihn erst auf das Handelsschiff Anitra, auf dem er zusammen  mit seinem Bruder Sverre als Seemann angeheuert hat. Dieses Schiff ist mit 13000 Tonnen Dieselöl für die Alliierten auf dem Weg von Abadan im Iran nach Darwin in Australien, als es im April 1943 vor Java versenkt wird. Konrad schafft es in ein Rettungsboot, in dem außer den Leichen von fünf Kameraden auch der schwerverletzte Jakob liegt. Am 18. Tag ihrer Odyssee auf See werden sie aufgegriffen und Konrad landet in einem Krankenhaus auf Java. Dort trifft er auf die norwegisch-stämmige Krankenschwester Sigrid. Bevor Konrad und Sigrid sich wirklich näherkommen können, holt der Krieg die beiden ein. Java wird von den Japanern kontrolliert, die schnell alle Europäer in Gefangenenlagern internieren. Konrad kommt nach seiner Genesung in ein Männerlager, Sigrid, ihre alkoholkranke Mutter Henny und ihre autistische Schwester Ingerid in ein Frauenlager. Beide erleben eine Zeit voller Grausamkeit.

Die Geschichte Javas und die japanische Seite des zweiten Weltkriegs war mir bislang unbekannt. Das, was die Autorin beschreibt, sind allerdings Grausamkeiten, die man auch aus anderen Kriegen kennt: es wird gefoltert, geprügelt, hingerichtet und verge**ltigt. Häftlinge in den Lagern werden zu harter körperlicher Arbeit gezwungen, bekommen kaum zu essen und die medizinische Versorgung verdient diese Bezeichnung nicht. In „Und Großvater atmete mit den Wellen“ gibt es bei all der Gewalt auch Liebesgeschichten, Freundschaften und Zusammenhalt. Die unmenschlichen Zustände in den Gefangenenlagern werden eindrücklich in ihrer vollen Grausamkeit geschildert. Daneben fallen die Charaktere etwas ab, zumal sie häufig sehr klischeehaft dargestellt werden. Starke, emanzipierte Frauen finden sich überwiegend beim medizinischen Personal wieder, ob als Ärztin oder Krankenschwester, „feine Damen“ werden durch die Gefangenschaft gebrochen und zu Arbeiterinnen „degradiert“. So wird aus Sigrids Mutter Henny, die vorher „Frau von Herrn Direktor“ war, eine Zwangsarbeiterin, was das aber abgesehen von den Auswirkungen auf ihre Gesundheit wirklich für sie bedeutet, kann man nur ahnen, denn darauf geht die Autorin eher weniger ein. Die autistischen Züge von Sigrids Schwester Ingeried sind meiner Meinung nach allerdings sehr gut dargestellt.

Sprachlich fand ich das Buch so gut wie den Vorgänger. Es ist leicht und flüssig zu lesen. Dennoch konnte es mich nicht so sehr begeistern. Zu deutlich sind die Parallelen zwischen den Geschichten und dadurch wirkte die Erzählung für mich zu stereotyp. Es kam mir vor, als wäre die Blaupause recycelt worden, Schauplätze und Personen wurden ausgetauscht, dazu ein paar „Alleinstellungsmerkmale“, fertig ist der Roman. Was bei „Als Großmutter im Regen tanzte“ funktionierte, kam mir hier allerdings vor wie noch einmal aufgewärmt. Hätte ich den Vorgänger nicht gelesen, hätte mir „Und Großvater atmete mit den Wellen“ wahrscheinlich besser gefallen. Durch die Vorkenntnisse wusste ich ja in etwa, wie die Liebesgeschichte im Endeffekt ausgehen wird, und dadurch ergab sich für mich keine Spannung. 

Historisch habe ich aus dem Buch einige Informationen mitnehmen können, die Liebesgeschichte und alles drumherum war nett zu lesen, mehr aber leider nicht. Für mich waren es historische Fakten, eingepackt in einen Kokon aus einer 08/15 Nebengeschichte, die manchmal sogar leider leicht ins Seichte abrutscht. Von mir gibt es daher 3 Sterne. 


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