Ein achtjähriges Mädchen verschwindet – wer denkt da nicht
zu allererst an Madeleine McCann, die im Alter von drei Jahren aus dem
Ferienhaus der Eltern verschwand?
Daisy Mason ist acht Jahre alt, als sie während einer Party
aus dem elterlichen Haus in Oxford verschwindet, Detectiv Inspector Adam Fawley
und sein Team ermitteln in alle Richtungen. Und derer gibt es viele: was haben
die Eltern (die relativ lieblose Mutter und der Vater, der schnell in Verdacht
steht, pädophile Neigungen zu haben) damit zu tun? Ihr älterer Bruder Leo, mit
dem sie sich gestritten hatte? Die Lehrer? Die Pädophilen in der Umgebung? Und
vor allem: der Jugendliche, mit dem Daisy auf den Überwachungsvideos der Schule
zu sehen ist? Viel zu viele Spuren, viel zu viele potentielle Verdächtige und
keine Ergebnisse.
Und damit ist der Leser direkt auch eingefangen. In einem
Netz aus Intrigen und Verstrickungen, verpackt in eine spannende, rasant
erzählte Geschichte. Und er entkommt nicht mehr, bis er nicht die letzte Seite dieses
vielschichtigen Krimis gelesen hat.
Dabei verzichtet die Autorin fast komplett auf die
Beschreibung von körperlicher Gewalt. Der Krimi spielt sich komplett auf der
psychologischen Ebene ab. Und das macht das Buch sehr besonders. Psychologisch
interessant auch die Ausschnitte aus den sozialen Medien, wo der Fall
diskutiert wird und die ganze Geschichte sich hochschaukelt von „vielleicht hat
der Vater das Kind missbraucht“ zu „der Vater hat das Mädchen ganz sicher
missbraucht“ zu „Der Vater hat seine Tochter missbraucht und dann getötet“.
Sehr realistisch und dadurch umso beklemmender.
Ich habe das Buch „in einem Rutsch“ durchgelesen, ich konnte
es nicht mehr aus der Hand legen. Die Geschichte ist fesselnd und mitreißend
geschrieben, die Autorin bedient sich dabei einer einfachen Sprache, die das
Buch sehr angenehm zu lesen machen. Das Schicksal von Daisy, aber auch das
ihres Bruders Leo und damit verknüpft ganz am Rand auch die private Geschichten
der Ermittler Fawley und Gislingham beschäftigen die Leser, der überraschende
Schluss kommt da wie ein Paukenschlag. Obwohl sehr viele Charaktere in der
Geschichte vorkommen, wird sie nicht chaotisch oder verwirrend, jeder Charakter
ist in exakt den Details geschildert, die es braucht, um ihn sympathisch oder
unsympathisch zu machen, nicht mehr und auch nicht weniger.
Für mich ein absolutes Lesevergnügen, das Lust auf mehr
macht!
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