Der Turm der blauen Pferde ist wohl eines der bekanntesten
Gemälde des deutschen Expressionisten Franz Marc. Berühmt nicht allein deshalb,
weil es seit 1937 als verschollen gilt. Damals wurde es von den Nazis zur
„entarteten Kunst“ erklärt und beschlagnahmt. Danach verlor sich jede Spur. So
viel ist an dem Roman von Bernhard Jaumann historisch belegt.
Und jetzt ist es wieder da. Ein Sammler hat das Gemälde von
einem Unbekannten gekauft und möchte nun von der Münchner Detektei Schleewitz
einen Echtheitsnachweis. Die Detektei hat sich auf Provenienznachweise spezialisiert
und soll den Verbleib des Bildes seit 1945 erforschen.
Und so macht sich außer Rupert von Schleewitz noch die Kunsthistorikerin
Klara Ivanovic an die Ermittlungen, unterstützt vom Archivar und Rechercheur Max
Müller.
Insgesamt ist es ein psychologisch interessantes Werk über
Besessenheit in verschiedenen Ausprägungen. Angefangen von den beiden
Hitlerjungen, die 1945 das Bild finden (einerseits besessen von der
Vorstellung, das Reich zu retten, dann aber wird Ludwig vom Gemälde so in
seinen Bann gezogen, dass den Rest seines Lebens nichts anderes mehr wirklich
wichtig ist), bis hin zum Schraubenfabrikanten Egon Schwarzer, der das Bild
unbedingt besitzen will und dafür drei Millionen Euro bezahlt.
Das Buch ist flüssig und zum Teil spannend geschrieben, mit
Sprachwitz und Ironie gewürzt und manche Wendungen sind einfach nur so
überraschend, dass sie völlig absurd sind, aber zu 100 Prozent konnte es mich
nicht fesseln. Das lag vermutlich an den Längen, über das das Buch sich zum
Teil quält und die den Leser manchmal etwas ratlos zurücklassen. Natürlich
haben die Hauptcharaktere ein Privatleben, aber vielleicht müsste es nicht so
ausgeschmückt ausgewalzt werden? Im Vergleich zu den familiären Problemen von
Detektei-Mitarbeiter Max Müller, sind Szenen mit Klaras Vater ein echter
Beitrag zur Handlung, denn der an Parkinson erkrankte Aktions-Künstler führt
zum Teil einerseits die Kunstwelt ad absurdum, durch ihn erfuhr ich aber viel
Interessantes. Und ich habe auf jeden Fall auf dem Gebiet der (Kunst-) Geschichte einiges dazugelernt.
3 Sterne
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.