Montag, 4. März 2019

Claudia Sammer - Ein zögerndes Blau


Beim ersten Lesen empfand ich das Buch als ein ziemliches Chaos. Wirklichen Ein- und Durchblick gewann ich dann beim zweiten Lesen. Zwar beschreibt die Geschichte das Leben der beiden Hauptfiguren, aber nicht wirklich chronologisch geordnet und auch die vielen Nebenschauplätze und Neben-Handlungsstränge waren beim ersten Lesen verwirrend.
Aber dadurch wird das Chaos, das in Leons Leben herrscht, verdeutlicht. Mit 9 Jahren findet er sich in einem fremden Land wieder, kennt keinen, kann sich nicht verständigen und muss ständig um sein Leben und Überleben kämpfen. Teres geht es genauso, gemeinsam kommen sie bei einer Familie unter, bekommen neue Namen, neue Identitäten, neue Leben. Aber beiden fehlen die Wurzeln ihrer Herkunft, mit diesem Verlust eines wichtigen Teils ihres Ichs gehen die beiden den Rest ihres Lebens lang sehr unterschiedlich um.
Das Buch ist sehr schlicht und einfach geschrieben. Die verwendeten Metaphern sind zum Teil etwas holprig und nicht immer 100 Prozent stimmig, aber insgesamt ist das Buch enorm anschaulich und bildhaft geschrieben, auch der Titel des Buchs erklärt sich aus einer winzigen Passage (er bezieht sich auf die Morgendämmerung).
Wenn man sich auf den Fluss der Geschichte einlässt und sie einfach auf sich wirken lässt, stört einen die zum Teil fehlende Struktur und der fehlende rote Faden auch weniger, oft hilft es auch, einfach noch einmal zurück zu blättern und einen Teil der Geschichte einfach noch einmal zu lesen. Die (Haupt-)Geschichte der beiden gestrandeten Kinder ist dann einfach nur mitreißend, traurig und aufgrund der momentanen politischen Situation verstörend aktuell. Die Neben-Handlungsstränge waren dann für mich eben das: nebensächlich.
Wegen der vielen schönen Metaphern und teilweise sprachakrobatisch interessanten Finessen wohlwollende 3 Sterne.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.