Zu allererst muss ich sagen, dass „Lazarus“ von Lars Kepler wohl von allen
Thrillern, die ich je in meinem Leben gelesen habe (und das sind eine Menge!)
der mit den meisten Leichen ist. Und der, in dem die Morde und Tatorte
vermutlich am präzisesten beschrieben sind. In jeder grausamen Einzelheit.
Und dennoch (oder deswegen?) fand ich den siebten Fall um
den schwedischen Ermittler Joona Linna unglaublich spannend, ich konnte ihn
kaum aus der Hand legen. Zwar kannte ich die Vorgänger und die Vorgeschichte,
die Linna, seine Familie und Kollegen über die Jahre mit Jurek Walter
verbindet, nicht, aber auch ohne diese Vorkenntnisse kam ich mit dem Buch gut
zurecht.
Von der ersten bis zur letzten Seite hat mich das Buch
unglaublich gefesselt. Denn: Jurek Walter ist doch tot, oder etwa nicht? Linnas
Kollegin Saga Berger hatte auf ihn geschossen und er fiel von Kugeln durchsiebt
ins Wasser. So was überlebt kein Mensch. Oder?
Fest steht: ein Massenmörder treibt sein Unwesen. Nicht nur
in Schweden, nein, es gibt ähnliche Morde in ganz Europa, deren Verbindung nur
dem geübtesten Ermittler auffällt. Getrieben zwischen Verfolgungswahn,
Verschwörungstheorien und nackten Tatsachen muss Linna handeln: er muss seine
Tochter Lumi, seine Lebensgefährtin, seine Kollegen und vor allem sich selbst schützen
und retten, vor einem irren Killer, dessen Weg mit Leichen gepflastert ist.
Der Thriller bietet alles: psychologische Finessen,
brutalste Mordszenen, Grausamkeiten, aber auch Ermittlergeschick, Intelligenz,
Freundschaft, Vertrauen und Liebe.
Das Buch ist so rasant geschrieben, dass ich mich zum Teil
mit angehaltenem Atem wiederfand. Aber es
ist absolut nichts für schwache Nerven und schwache Mägen.
Kritikpunkte für mich eigentlich nur, dass die Handlung zum
Teil etwas sehr konstruiert und unrealistisch ist. Alle Beteiligten haben
praktisch unbegrenzte Möglichkeiten. Jeder kommt an Waffen und Geld, zum Teil
in extrem kurzer Zeit, es ist kein Problem, irgendwo hin zu fahren, zu fliegen
und sich Autos zu mieten.
Und auf dem Weg nach Weert, wo Linna bei seinem ehemaligen
Militär-Ausbilder Rinus Unterschlupf findet, fährt er durch Waldfeucht. Gut
gemeint, aber schlecht gemacht: das ist keine Stadt, sondern eine Gemeinde mit
nicht mal 9000 Einwohnern, verteilt auf 11 Ortschaften. Die Stadt in der Gegend
ist Heinsberg.
Dennoch: extrem spannend, extrem gut zu lesen, extrem brutal
und anschaulich geschildert. Klare 5 Sterne und ich habe mir einen der
Vorgänger gekauft.
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