Montag, 19. August 2019

„Bogen om verden“ oder „Warum gibt es uns?“ von Johan Olsen


Normalerweise rezensiere ich keine Bücher, die es nicht auf Deutsch gibt. Aber nachdem mich Johan Olsen wissen ließ, dass es dieses Jahr noch in der Übersetzung erscheint, kann ich das guten Gewissens machen: am 21. August erscheint sein Buch „Bogen om Verden“ in Deutschland unter dem Titel „Warum gibt es uns?“. Ich habe das Buch im dänischen Original gelesen, beziehe mich also darauf. Ich habe mir nämlich außerdem den Spaß gegönnt, das Buch komplett selbst zu übersetzen, so sind auch alle Zeilen, die ich aus dem Buch „zitiere“ von mir übersetzt und stammen nicht aus der deutschen Fassung.

Zu Johan Olsen kam ich per Zufall. Beim Training auf dem Spinningbike hörte ich „For evigt“ von Volbeat. Den dänischen Teil sing ein gewisser Johan Olsen. Da ich seine Stimme toll fand, habe ich ihn im Internet gesucht, weil ich noch mehr Musik von ihm hören wollte. Und war verwirrt. Unter dem Namen Johan Olsen fand ich nämlich unter anderem einen Biochemiker selben Namens. Und ich brauchte tatsächlich keinen Uni-Abschluss, um festzustellen, dass es ein und derselbe ist. Ja, Johan Gotthardt Olsen ist enorm vielseitig: Musik (mit seiner Band Magtens Korridorer macht er eine Mischung aus Rock und Punk, mit Pligten Kalder Jazz, dazu singt er immer wieder als Gastsänger bei dänischen Bands), Biochemie (er hat einen Ph.D. in Proteinkristallographie und arbeitet an der Universität von Kopenhagen), Fernsehen (er präsentiert unter anderem in zwei Staffeln der Serie „Store Danske Videnskabsfolk“ die größten Dänischen Naturwissenschaftler), Hörbücher (unter anderem liest er auch sein eigenes) und und und.

Und genauso vielseitig wie er, ist auch sein Buch. Beginnend mit dem Urknall, erklärt er die Schwerkraft mithilfe von Sahnetorte und einem von einem Regal fallenden Becher, Moleküle funktionieren ähnlich wie Legosteine, die Planeten im Universum bewegen sich voneinander weg, wie Rosinen in einem aufgehenden Hefeteig - und nicht zuletzt lässt er für den Leser die letzen Seiten des Buchs frei, damit der selbst noch etwas beitragen kann (Wenn dir der Platz nicht reicht, kleb noch mehr Seiten rein. Als ich das Buch geschrieben habe, war ich der Chef, jetzt bist du es). Über sich selbst („ich kenne dich ja nicht persönlich“ und „du weißt über dich ja am besten Bescheid“) oder über Themen, die er selber nicht behandelt hat („Das Riesenfaultier, über das habe ich gar nichts geschrieben, fällt mir gerade auf“). Ich mag seine Art, wie er den Leser einbezieht, sehr gerne. Immer wieder enden Kapitel mit dem Vermerk, dass auf diesem Feld der Forschung noch sehr viel zu tun ist, also für den Leser, falls er sich für eine Laufbahn in der Wissenschaft entscheiden sollte. Olsen selbst wusste wohl schon in der Grundschule, dass er unbedingt Naturwissenschaftler werden wollte.

Ich fand das Buch im Original sehr gut geschrieben, über die Qualität der Übersetzung kann ich nichts sagen. Man liest die Begeisterung des Autors in jeder Zeile, die Begeisterung für die Themen, aber auch die Freude am Erklären - und das kann der Vater von vier Kindern meiner Meinung nach wirklich sehr gut. Ich kann zwar immer noch nicht sagen, ich hätte die Quantentheorie oder die Relativitätstheorien verstanden – aber wenigstens weiß ich jetzt in etwa, worum es geht.

Und immer wieder kann man das Augenzwinkern des Autors ahnen, wenn er an den Themen auch noch etwas Witziges findet. Wie zum Beispiel bei imaginären Hamsterfreunden, oder dass er dem ersten Säugetier (dem Morganucodon) einfach den Namen „Emil“ gibt, weil es dafür keinen dänischen Ausdruck gibt und weil Emil sein Urgroßvater hieß. Laut lachen musste ich auch beim Nachsatz bei der Erklärung der Schwerkraft (bei dem Versuch lässt man einen Becher von verschieden hohen Regalbrettern auf eine Sahnetorte fallen und misst dann die Tiefe der Krater im Kuchen): „Du und deine Familie oder Freunde könnt jetzt gern den Kuchen aufessen. Aber erst, wenn ihr die Tiefe der Krater vermessen habt.“
Oder bei der Erklärung der Wahrnehmung. Der Mond wirkt direkt über dem Horizont viel größer als weiter in Richtung Zenit. Das ist aber eine optische Täuschung. Die kann man leicht beweisen, indem man jede halbe Stunde ein Foto macht und diese dann an einem Bildschirm vergleicht. „Mach alle halbe Stunde ein Foto, solange du wach bleiben kannst. Wissenschaft verlangt manchmal Opfer.“

Ich hatte auf jeden Fall mit dem Buch enorm viel Spaß, allerdings noch mehr Spaß hatte ich mit dem von Johan Olsen selbst gelesenen Hörbuch. Alles in allem für mich ein mehr als gelungenes Werk, ein Buch für Kinder ab 11 Jahren, aber für mich durchaus auch lesenswert und, vermutlich auch auf Deutsch, eine absolute Lese-Empfehlung!

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