Montag, 2. September 2019

Nala – Der magische Steinkreis von Gabriela Proksch Bernabé

Die 13jährige Nathalie, genannt Nala verbringt einen Teil ihrer Sommerferien auf einem Gestüt in Frankreich. Reiten, Französischunterricht und Gruppenerlebnis erwarten sie dort. Aber Nala ist eigentlich lieber für sich. Sie ist verträumt, ihre Welt besteht aus Fantasie und ihrem Zeichenblock. Und irgendwie hat sie „Opfer“ auf der Stirn stehen: im Schul-Alltag wird sie gemobbt und gehänselt und im Urlaub geht es genauso weiter. Jackie und Leo spielen ihr vom ersten Tag an Streiche und machen ihr das Leben schwer.

In Nala werden sich vermutlich viele Mädchen wiedererkennen (Zielgruppe für dieses Buch sind schätzungsweise Mädchen zwischen 8 und 13): sie ist etwas pummelig, mit ihrem Körper unzufrieden, schüchtern, still, verträumt und eine gute Schülerin. Aber zum Glück hat Nala ihre Fantasie. Die führt sie in den Wald zur großen Eiche, zum Steinkreis und zu der Schamanin Blaue Feder. Dort lernt sie als „Lehrling“ sehr viel über Pferde und den Umgang mit ihnen und im Endeffekt auch sehr viel über sich selbst. Sie lernt die Grundlagen des sogenannten „Horsemanship“ oder „Natural Horsemanship“ – dem partnerschaftlichen Umgang mit Pferden.

Und so entwickelt sich das Buch dann irgendwie zu einer Mischung aus „Die unendliche Geschichte“; „Armans Geheimnis“ und „Der Pferdeflüsterer“. Und ganz klar: das Buch ist weder sprachlich noch inhaltlich eine Meisterleistung. Satzzeichen sind falsch gesetzt oder fehlen, die Wortwahl ist teilweise etwas holprig und auch Logikfehler kommen einige vor. Das fand ich äußerst schade, aber sowohl sprachlich als auch konzeptionell fehlt dem Buch einfach der letzte Schliff. Irgendwie liest es sich wie ein Abenteueraufsatz einer Achtklässlerin.

Insgesamt ist das Buch für mich nichts Ganzes und nichts Halbes. Es ist kein wirklicher „coming of age“-Roman, kein psychologischer Ratgeber für pubertierende Teenager, kein Fantasy- und kein Pferdebuch. Von allem ein bisschen, aber von allem ein bisschen zu wenig. Selbst das magere Glossar am Schluss ist allerhöchstens ein Provisorium – für Reiter ist es uninteressant, weil es nichts Neues enthält und für denjenigen, der sich mit der Thematik überhaupt nicht auskennt, bringt es viel zu wenig Information.

Das Thema „Krafttiere“ fand ich sehr interessant, aber leider auch zu oberflächlich behandelt. Zwar erfährt man, wie Nala zu ihrem Krafttier kommt und welche Erfahrungen sie damit mach, aber wie man sein eigenes Krafttier finden kann, das einem als Freunde, Tröster und Unterstützer zur Seite steht, wird im Nachwort nur angerissen, aber nicht erklärt. Auch das psychologische Element, die enge Verbindung zwischen Mensch und Tier, die im Endeffekt dafür sorgt, dass auch der Mensch sich selbst besser versteht, mit sich, seiner Umwelt und seinem Umfeld besser klarkommt, ist meiner Meinung nach selbst für ein Jugendbuch zu oberflächlich behandelt. Die Ruhe und Sensibilität, die man entwickeln muss, um mit den Pferden beim Horsemanship auf Augenhöhe arbeiten zu können, lässt sich eher erahnen.

Leider hat die Autorin es nicht geschafft, aus der an sich ganz wundervollen Idee, ein Buch zu schaffen, das mich hätte in seinen Bann ziehen können. Die Kombination aus Pferden mit Problemen, Menschen in der Selbstfindungsphase, viel Fantasie, Hoffnungen, Träumen, Wünschen und den alten Riten der Schamanen hätte unglaublich viel Potenzial gehabt, das die Autorin leider nicht ausschöpfen konnte.

Für die gute Idee und die teilweise gelungene Umsetzung wohlwollende 3 Sterne.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.