Dienstag, 16. Juli 2019

Dark Call. Du wirst mich nicht finden - Mark Griffin

Spannend bis zum Schluss, ein Serien-Auftakt nach Maß

„Jeder Mensch hat seine Passion. Manche stehen auf Fliegenfischen. Ich töte lieber“. Das ist die Attitüde des Massenmörders, der in „Dark Call – du wirst mich nicht finden“ von Mark Griffin.

Angesichts der Tatsache, dass Holly Wakefield sich der Polizei (in diesem Fall der MET) als Profilerin angeboten hat, erwartet man eigentlich jemanden mit Erfahrung. Aber wir haben ja alle mal klein angefangen. So auch die junge Psychologin – dies ist der erste Fall mit einem tatsächlichen „Fall“, den sie bearbeiten darf. Alles Vorherige war graue Theorie. Und ja, damit kennt sie sich aus, sie kann unzählige Mörder samt Vorgehensweise und Namen der Opfer aus dem Gedächtnis „herunterbeten“.

Und so lernt der Leser praktisch gemeinsam mit ihr etwas über Tatortarbeit, Polizeiarbeit und dafür bringt sie dem Leser Massenmörder der Vergangenheit und Gegenwart nahe.

Insgesamt finde ich das Buch sehr spannend, sprachlich gut geschrieben (und gut übersetzt) und daher sehr flüssig zu lesen. Allerdings sind manche Dinge entweder halt schlecht recherchiert oder schlecht geschrieben. Das fängt schon beim Titel an. Denn das Original heißt „When Darkness Calls“ und das ist wesentlich stimmiger als „Dark Call“! Außerdem hat eine der Leichen eine Kordel um die Achillesferse – nun ja, anatomisch gesehen gibt es die gar nicht, höchstens eine Achillessehne oder eine Ferse. Auch einige Aspekte der Tatortarbeit sind nicht wirklich stimmig (das Durchsuchen eines Tatortes, bevor die Spurensicherung dort war oder die Tatsache, dass nach zwei Tagen noch Blut von einer Leiche tropft), es wird wieder nicht zwischen „in Rente“ und „pensioniert“ unterschieden, Flyer werden statt zu „Flugblättern“ zu „Flugzetteln“. Dafür sind Londons Straßen, Stadtbezirke, die psychiatrischen Anstalten und die Gefängnisse sehr exakt mit HM Prison (also Her Majesty’s Prison) benannt.

Ja, es sind vielleicht zu viele Handlungsstränge (die Vergangenheit von Holly und DI Bishop, das Säure-Attentat auf die Frau eines Polizisten, die Geburt des ersten Kindes eines Polizisten, die vielen Morde, die vielen Verdächtigen, zwei psychiatrische Anstalten) – da hatte der Autor eine Menge zu tun, das am Schluss alles wieder aufzudröseln und zu einem stimmigen Schluss zu verarbeiten und dadurch verkommt der Schluss vielleicht auch ein bisschen zum Par-force-Ritt zu einem (für mich) dann doch sehr überraschenden Ende.

Insgesamt finde ich die Haupt-Personen sehr gut beschrieben und ich konnte einige Sympathie für Holly und DI Bishop entwickeln, beide haben einen sehr speziellen Charakter, sind etwa schrullig – aber sehr liebenswert, dadurch wurde das Buch neben der exzellenten Spannungskurve auch kurzweilig zu lesen.

Dennoch, ich habe das Buch sehr gerne gelesen, konnte mein Wissen über Massenmörder und deren Fetische erweitern (man weiß ja nie, wann man das brauchen kann) und daher vergebe ich gerne 5 Punkte und hoffe auf eine Fortsetzung.

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