Montag, 12. August 2019

Vaticanum - J. R. Dos Santos


Anfangs tat ich mich mit „Vaticanum“ von J. R. Dos Santos zugegebenermaßen sehr schwer. Es waren für mich einfach viel zu viele italienische Namen. Gut 200 Seiten plätscherte daher für mich die Geschichte so vor sich hin. Ein bisschen Archäologie (die Suche nach dem Grab von Petrus), ein bisschen Mystik (die Prophezeihung des Malachias) und ein bisschen mögliche Korruption in den Mauern des Vatikan, die die französische Wirtschaftsprüferin Catherine Rauch aufdecken soll.  Aber dann nahm die Geschichte mit der Entführung des Papstes durch eine islamistische Gruppierung so richtig Fahrt auf, denn in der Welt bricht die Hölle los.
Denn schlagartig findet der Archäologe Tomás Noronha sich samt dem Leser in einer Geschichte voller Verschwörungen, Verstrickungen, Korruption und Gewalt wieder. Die Entführer drohen, den Papst um Mitternacht zu köpfen und plötzlich konnte ich das Buch, dessen 101 zum Teil sehr kurze Kapitel stets mit einem Cliffhanger endeten, nicht mehr aus der Hand legen. Und die Prophezeiung des Malachias sagt vorher, Franziskus werde der letzte Papst sein. Und hinter alldem kann nur ein Verräter in den eigenen Reihen stecken. Aber ist es einer der ermittelnden Polizisten, vielleicht sogar der mir äußerst unsympathische Kommissar Trodela, der ständig mit Schimpfwörtern um sich schmeißt und flucht? Oder einer der Bischöfe? Oder ist es gar die Wirtschaftsprüferin Catherine, die im Auftrag des Papstes die Verstrickung der Vatikanbank mit der Mafia, Veruntreuung von Spendengeldern und Geldwäsche untersucht?
Natürlich erinnert der Roman ein bisschen an Dan Browns Iluminati. Und wie Dan Brown ergeht sich auch Dos Santos in sehr detaillierten Beschreibungen und zum Teil langatmigen Ausführungen. Aber ganz abgesehen davon hat er einen in der zweiten Hälfte sehr fesselnden, spannenden, aber auch verstörend aktuellen und durchaus realistischen Thriller geschaffen. Man weiß nicht genau, ist es ein Sachbuch, das mit einem Hauch Fiktion zum Thriller wird oder ein Thriller angereichert mit einer großen Portion sauber recherchierter Tatsachen. Denn tatsächlich ist die sogenannte Vatikanbank in Skandale verstrickt, es fallen auch bekannte Namen wie „Black Rock“ und Berlusconi - die Daten, auf die Dos Santos sich bezieht, sind absolut korrekt. Ebenso existieren alle erwähnten Orte sowohl in geographischem, als auch in historischem Kontext.
Sprachlich ist das Buch leicht zu lesen, auch wenn die vielen italienischen Schimpfwörter und Flüche nicht ganz meinen Geschmack trafen. Der Autor (und der Übersetzer) versteht sein Handwerk, er kann mit Worten umgehen und auch die Recherche liegt ihm. Kein Wunder, er ist ausgebildeter Journalist.
Klare Lese-Empfehlung mit 5 von 5 Sternen.

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